Wir fragten junge Hamburger nach ihren Vorstellungen und Plänen

Altersvorsorge ist ein sensibles Thema. Wer sich beraten lässt, muss bereit sein, viel über seine Lebensumstände und -ziele preiszugeben. "Es gibt für die Vorsorge auch Online-Angebote, aber die werden kaum nachgefragt", sagt Hans-Jens Forker, Leiter Vorsorgemanagement bei der HypoVereinsbank. "Vorsorge ist nicht wirklich online-fähig." Der Kunde müsse Vertrauen fassen, sich emotional und intellektuell verstanden fühlen. Als beste Altersvorsorge für den Durchschnittsverdiener gilt immer noch eine Immobilie, die er oder sie im Alter selbst bewohnen kann. Aber wird das auch in Zukunft so bleiben? "Nicht unbedingt", sagt Forker. Die Lage der Immobilie sei entscheidend. Falls die Zahl der Bundesbürger gemäß den Prognosen abnehme, gebe es ein "Entvölkerungsszenario", erläutert Forker. Und das bedeute, dass ländliche Gebiete relativ verwaist sein werden und eine schwache Infrastruktur hätten. Wer sich in jungen Jahren in solchen Gebieten eine Immobilie kaufe, habe dann das Nachsehen, so Forker: "Bisher lautete die goldene Regel, dass Immobilien im Wert steigen. In Zukunft könnte das nur eingeschränkt gelten. Für Ballungsgebiete trifft es sicherlich weiterhin zu." Eine sinnvolle Vorsorge sollte mehrere Säulen haben, zumindest für diejenigen, die jünger als Vierzig sind. Dazu gehört auf jeden Fall eine Versicherung bei Berufsunfähigkeit, dann möglichst eine Immobilie in entsprechender Lage, die im Alter abbezahlt sein sollte, und eine zusätzliche finanzielle Vorsorge für den monatlichen Lebensunterhalt. "Eine Immobilie kann man schließlich nicht anknabbern", flachst Hans-Jens Forker. "Betongold" lautet der brancheninterne Begriff für die Werte aus Stein. Aber man kann eine Immobilie auch in Rentenzahlungen umwandeln. Dabei wird das Haus oder die Wohnung an die Bank verkauft, es bleibt jedoch ein lebenslanges Nutzungs- und Wohnrecht bestehen. Der Verkaufswert wird als Rente ausgezahlt. "Die so genannte Immobilien-Rente gibt es in den USA schon seit einigen Jahren", erläutert Forker. "Bei uns läuft sie nur sehr zögerlich an." Um die persönliche Rentenlücke zu errechnen, sollte man zunächst ermitteln, wieviel von staatlicher Seite zu erwarten ist und wieviel man zum Leben monatlich benötigt. "Die Bedarfsanalyse steht bei uns an erster Stelle", sagt Alfred Behnke, Leiter der Filiale Hamburg bei der SEB. Im Alter keine Miete zahlen zu müssen, betrachtet auch Behnke als "Priorität Nummer Eins". Darüber hinaus glaubt er, dass die betriebliche Vorsorge in Zukunft ein wesentliches Instrument der Altersvorsorge werden wird. "Die Riester-Rente ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein", betont Behnke. "Aber es ist immerhin ein Anfang. Es gab auch vorher bei der staatlichen Rente schon eine Versorgungslücke, darüber hat nur niemand gesprochen." Generell gilt: Je früher sich jemand um die private Vorsorge kümmert, desto geringer fallen die Einzahlungen aus, die er oder sie leisten muss. Die Differenzen bei den monatlichen Zahlungen sind so erheblich, dass es sich schon mit 25 Jahren lohnt, über eine private Altersvorsorge nachzudenken. Das liegt am Zinseszins-Effekt, wie Hans-Jens Forker an einem Beispiel vorrechnet: Um einen Betrag von 58 446 Euro zu sparen, müsste ein 20-Jähriger monatlich einen Betrag von 51 Euro in einen Rentenfonds eintragen. 29 Euro wären es bei einem Aktienfonds mit 5 Prozent Rendite. Bei einem 30-Jährigen würde das bereits mit 79 und 52 Euro zu Buche schlagen. Bei einem 40-Jährigen wären es gar 131 und 99 Euro. Gerade bei einem geringeren Einkommen lohnt es sich daher, früh mit der Vorsorge anzufangen. SEB-Filialleiter Behnke empfiehlt zur Altersvorsorge Investitionen in Renten- und Aktienfonds. Wer über 30 Jahre einzahlt, kann bereits mit rund 60 Euro Einzahlung pro Monat eine zusätzliche Rente von etwa 500 Euro pro Monat erzielen. Die Bewertung der Aktien sei zurzeit nicht realistisch, argumentiert Behnke: "Das sieht man doch an der Bewertung großer Unternehmen, deren Aktienkurs nur noch ein Viertel des Vorjahreskurses beträgt. Die Firma ist deswegen doch nicht nur noch ein Viertel wert. Ein Wert von 4000 bis 5000 Punkten für den DAX ist realistisch."