Quimper. Irgendwo mitten in der Côtes d'Armor stand Sven Montgomery am Straßenrand und trommelte tränenüberströmt auf die Kühlerhaube eines Jeeps. Die leicht verunsicherten Besitzer eilten herbei, doch zu trösten vermochten sie den Schweizer vom deutschen Team Gerolsteiner nicht.

Kurz zuvor war der 27-Jährige bei einem Sturz erneut auf die schon beim Giro d'Italia lädierte rechte Schulter gefallen. Den Versuch, noch einmal in den Sattel zurückzukehren brach der gebürtige Detmolder nach fünfzig Metern mit schmerzverzerrtem Gesicht ab.

Mit Montgomerys Ausscheiden war das Wochenende für Gerolsteiner zum Desaster geworden. Tags zuvor hatte es schon Rene Haselbacher erwischt. Bei der Zielanfahrt in Angers war dem Österreicher an der 1000-m-Marke bei Tempo 50 der Lenker gebrochen. In der Folge kam es dann zu jenem spektakulären Massensturz, der auch Tour-Favorit Lance Armstrong kurzzeitig ausgebremst hatte.

Haselbacher war mit einem Nasenbeinbruch und drei doppelten Rippenbrüchen auf dem Pflaster liegen geblieben. Viel schlimmer als alle Schmerzen aber trafen ihn die hässlichen Vorwürfe des Australiers Robbie McEwen, der ebenfalls zu Fall gekommen war. "Du bist ein verdammtes Arschloch", beschimpfte der Topsprinter den Schwerverletzten. "Du bist schon im letzten Jahr wie ein Kamikaze gefahren, das geschieht dir ganz recht."

Nach all den Stürzen liegen die Nerven im Peloton blank. Als "Gipfel der Unsportlichkeit" geißelte Gerolsteiner-Teamchef Hans-Michael Holczer das Nachtreten McEwens und setzte auch die Tourleitung von dem Vorgang in Kenntnis.