Tour de France: Richard Virenque lässt Frankreich am Nationalfeiertag jubeln

Saint-Flour. Es war eine Attacke mit Ansage. Es war seine Stunde, sein Wetter, seine Strecke. Und es war der 14. Juli, jener Nationalfeiertag, an dem die Franzosen des Sturms auf die Bastille von 1789 gedenken. Dass Richard Virenque auf der zehnten Etappe von Limoges nach Saint-Flour sein Glück versuchen würde, hat wohl kaum einen Pedaleur im Tour-Peloton überrascht. Dennoch vermochte keiner den 34-Jährigen in Schach zu halten.

"Das ist einfach unglaublich, ein großer Tag für Frankreich und für mich", erklärte der Triumphator tränenüberströmt. "Ich bin völlig am Ende. Doch es hat sich gelohnt, denn es war mein erster Sieg am Nationalfeiertag."

Die mit 237 Kilometern längste Etappe der diesjährigen Tour war wie geschaffen für den großen Auftritt des Franzosen, der schon im Vorjahr das längste Teilstück gewonnen hatte. Neun Bergwertungen standen bei der Jagd durch das Zentralmassiv auf dem Programm. Und die Sonne brannte von einem stahlblauen Himmel bei Temperaturen knapp unter 30 Grad.

Seit dem Doping-Skandal um das Festina-Team 1998, in dem Virenque eine Schlüsselfigur war, hat er nicht mehr oft gewonnen. Doch wenn es der in Casablanca geborene Mann tut, dann spektakulär. Kurz vor der ersten Bergwertung bei Kilometer 39,5 löste er sich gemeinsam mit dem Belgier Axel Merckx aus einer elfköpfigen Spitzengruppe. Bis zu elf Minuten Vorsprung fuhren die beiden heraus. Kurz vor dem Dach dieser Etappe, dem 1589 Meter hohen Col du Pas-de-Peyrol, hängte Virenque auch den Sohn des fünfmaligen Tour-Champions Eddy Merckx ab, um sich als Solist in Saint-Flour seinen umjubelten siebten Etappensieg bei der Tour de France zu holen.

Da er unterwegs alle neun Gipfel in führender Position überquert hatte, ist der neue Träger des gepunkteten Bergtrikots zugleich auf dem besten Wege, diese Sonderwertung als erster Fahrer überhaupt zum siebten Mal zu gewinnen.

An der Spitze des Hauptfeldes, das vom deutschen Duett Andreas Klöden und Erik Zabel 5:19 Minuten später ins Ziel geführt wurde - Zabel verbesserte sich in der Sprintwertung damit auf Rang zwei -, hatte vor allem das Team des Gesamtführenden Thomas Voeckler versucht, den Rückstand zu reduzieren. Derweil behielten sich die großen Favoriten Lance Armstrong, Jan Ullrich und Tyler Hamilton lediglich aufmerksam im Auge.

Bei der Verfolgungsjagd rutschte Ullrich-Helfer Matthias Kessler auf losem Straßensplitt von der Piste und stürzte spektakulär in einen Weidezaun. Er konnte die Fahrt zwar fortsetzen, bei einer Untersuchung im Krankenhaus wurde jedoch ein Bruch der neunten Rippe diagnostiziert. Der 25 Jahre alte Nürnberger wird deshalb heute nicht mehr in den Sattel steigen können.