Tour-Tagebuch

Auf der Autobahn nachts um halb eins - kann es sehr ungemütlich werden. Vor allem wenn dir in der französischen Provinz der Sprit ausgeht.

Einer der Tour-Transfers auf dem Weg ins Zentralmassiv: Plötzlich meldet sich die Tankleuchte. Kein Problem, denke ich, bis zur nächsten Tanke wird dich die Karosse schon tragen. Doch denkste, meilenweit kein Schimmer der ersehnten Neontafeln, die die nächste "Station Service" ankündigen.

Was tun? Auf dem finsteren Highway stranden und auf einen barmherzigen Samariter hoffen, der einem einen Kanister mit Benzin vorbeibringt? Oder doch lieber runter von der Autobahn und ab ins nächste Städtchen? Plan B scheint sicherer. Cholet ist kaum erreicht, als rechterhand Rettung in Form einer hell erleuchteten Tankstelle mit sechs Zapfsäulen naht. Doch was ist das? Kein Tankwart weit und breit. Stattdessen der freundliche Hinweis, hier bekomme man seinen Sprit einzig mit Geldkarte - aber bitte nur von französischen Banken.

Auf einem Hotelparkplatz treffe ich auf ein Pärchen, das offensichtlich nicht gestört werden will. Es ist doch aber ein akuter Notfall. Das sehen die beiden nicht anders. Meine Tour-Akkreditierung überzeugt sie, dass ich keineswegs ein Wegelagerer mit unlauteren Absichten bin. Die Tour ist ein nationales Heiligtum, da hilft der Franzose, wo er kann. Also zückt Monsieur Bouyer seine Kreditkarte und fährt mit mir zurück zur Tankstelle.

Zum Abschied haucht mir seine reizende Begleiterin einen lieben Abschiedsgruß zu. "Merci beaucoup", antworte ich und brause in die Nacht. Es lebe Frankreich - und die Liebe.