Wie schafft sie das nur immer? Jeder kennt schließlich ihre Typen: die junge, irgendwie juristisch bewanderte Protagonistin, den Polizisten, den...

Wie schafft sie das nur immer? Jeder kennt schließlich ihre Typen: die junge, irgendwie juristisch bewanderte Protagonistin, den Polizisten, den Mann mit Familie, die Witwe, das ältere Hauswartsehepaar. Sie tauchen in jedem Mary-Higgins-Clark-Thriller auf, in der einen oder anderen Variation. Meist geraten die, mit denen man sympathisiert, irgendwann in Gefahr, weil sie zu viel wissen wollen und eigentlich für das Gute kämpfen. Was also macht diese Spannung aus, die kaum zum Aushalten ist? Wer müde ist und schlafbedürftig, sollte diese Bücher nicht lesen, weil Nachtschichten programmiert sind. Auch bei diesem Werk, in dem Carolyn ihren zehn Jahre zuvor verschwundenen älteren Bruder sucht, der sich immer nur an Muttertagen telefonisch meldet und der seine Schwester nun dringend davon abhalten will, ihn zu suchen. Mit den Protagonisten durch New York zu laufen, ist für den Manhattan-Liebhaber eh eine Freude, in dem Tempo, das beim Lesen dieses Buches aufkommt, bleibt fast die Puste weg. Etwas atemlos nähert man sich dem Ende, das wie nahezu immer überraschend ist. Zum Schluss ist der Leser erleichtert, dass es vorbei ist, froh, dass er gelesen hat und macht sich daran, das gruselige Gefühl abzustreifen. Das vergeht - wie bei jedem Krimi dieser Autorin - erst nach ein paar Tagen.


Mary Higgins Clark: Warte bis du schläfst Heyne, 400 S., 19,95 Euro.