Die Häuser sind Liebhaberstücke, das Restaurant ist ein Insidertipp. Und mancher Gast spielt hier abends Klavier.

Die Fontäne plätschert, zwei Katzen verfolgen den Wasserlauf, ein Frosch quakt. Vögel zwitschern, bunte Fische drehen ihre Runden im Teich, über den sich eine Brücke aus Holzplanken wölbt. Palmen spreizen ihre Blätter, im Olivenbaum wispert leise der Wind, die Zitronen blühen. Ist das die Toskana? Nein, Berlin - mitten in Mitte. "Mittiger geht's nicht", witzelt Eigentümer Carl Loyal.

Er sitzt im Gartenteil seiner denkmalgeschützten Hofremise von 1845. Zwei Hotels unter einem Namen und einer Leitung liegen 250 Meter voneinander entfernt nahe der Friedrichstraße, ruhige Inseln im unruhigen Großstadtmeer. Das Scheunenviertel gehört zu Berlins ältesten Stadtteilen.

Hotellerie als Liebhaberei. Carl Loyal aus Bonn, Diplomkaufmann, war lange im engsten Führungskreis von Siemens in der Zentrale in München. Als die Wende kam, wurde er zum Aussteiger. Er hatte ein kleines Vermögen, ging nach Berlin, erwarb Immobilien im Stadtbezirk Mitte. "Das waren gute Geschäfte", erinnert er sich. "Ich profitiere heute noch davon. Die Hotellerie kam dann eher zufällig dazu, ich hatte Freude daran." 1999 begann er damit, es war der Start in ein neues Leben.

Das Hotelrestaurant gilt als Insidertipp, obwohl der Besitzer keine Werbung dafür macht. Das "Honigmond"-Lokal ist mit schlichten alten Holztischen und Holzstühlen im Kaffeehausstil eingerichtet, dazu gedimmte Lampen und warmes Kerzenlicht. Im hinteren Gastraum steht ein altes Klavier, wer darauf spielen will, tut es einfach. Gelegentlich kommen Parteirunden zusammen, das Regierungsviertel ist gleich um die Ecke. Die Leute bleiben lange, es ist gemütlich und gediegen. Carl Loyal legt Wert auf Details. "Es muss einfach alles stimmen, wie im privaten Bereich", begründet er das. Von seinen 20 Angestellten sind fast alle weiblich, "weil Frauen grundsätzlich freundlicher sind, und Freundlichkeit ist im Hotel das Wichtigste".

Obwohl das "Honigmond" nur 50 Zimmer zählt, ist die Rezeption die ganze Nacht besetzt. Überhaupt ist stets ein dienstbarer Geist zur Stelle, wenn Gäste etwas brauchen. Vier Sterne stünden seinem Hotel zu, hat ein Hotelexperte ermittelt. "Aber was will ich damit? Die Gäste sind zufrieden, wir sind zufrieden. Das ist doch die Hauptsache", meint der Eigentümer.

In jedes Zimmer hat er mindestens zwei Ölgemälde hängen lassen, wunderbare Repliken von Rembrandt und anderen Künstlern. Die ebenerdigen Gartenzimmer sind immer gut gebucht, aber auch die Räume in der Beletage in beiden Häusern. Dort residierten nach dem Bau der Gebäude im 19. Jahrhundert Menschen, die Personal hatten und auf großem Fuß lebten. Das Haus in der Tieckstraße, in DDR-Zeit zuletzt "Ledigenwohnheim" der Stasi, wurde von einer Designerin an seiner Außenhaut mit Hingabe bearbeitet. Vier Putzschichten ließ sie abkratzen, dann wurde die Fassade in Lasurtechnik behandelt. Mit ihrem apricotfarbenen Putz und von Schinkel-Lampen (historisierende Leuchtkörper im Alt-Berliner Stil) angestrahlt, ist sie ein optischer Blickfang. Fast jedes Zimmer hat einen anderen Grundriss, eine andere Wandfarbe - von Sattgrün über Sanftgelb bis Ochsenblutrot - und sogar anderen Deckenstuck. Löwenköpfchen und zarte Gesichter schauen den Besucher an. Die Vollholzmöbel stammen von Spezialeinrichtern in Berlin und München.

Seine Gäste wissen zu schätzen, dass die Lobby mit Materialien aus einem Theaterfundus eingerichtet wurde, dass jahrhundertealte Holzdielen sorgfältig erneuert wurden und es in den Bädern eine Innovation gibt, Nachtlicht mit Dämmungsautomatik. Es sind diese Kleinigkeiten in beiden Altbauten, die das Besondere ausmachen. Auch eine Tradition aus DDR-Zeit wird hier gepflegt: Seinerzeit gab es im Haus das Intellektuellenlokal "Borsig-Eck", bekannt für hausgemachte Königsberger Klopse mit Salzkartoffeln. "Wir bieten sie immer noch an, und das freut viele Leute, die früher da waren", sagt Carl Loyal.