Das denkmalgeschützte Gebäude ist jetzt ein Vier-Sterne-Hotel mit großzügigem Wellnessbereich.

Das Baden im Meer war ein gängiges Vergnügen, als Fürst Wilhelm Malte I. zu Putbus den Traum einer eigenen Residenzstadt auf Rügen verwirklichte. Anders als in Heiligendamm ließ der Fürst jedoch keinen Badebetrieb am Meer oder am Bodden einrichten, sondern am Rande des Waldgebietes Goor. In den Jahren 1817 und 1818 baute er ein Badehaus, dessen Fassade mit einer durch 18 weiße Säulen gebildeten Halle beeindruckt und das der Fürst stolz "Friedrich-Wilhelm-Bad" nannte. Zu den damaligen Gästen zählten unter anderem Reichskanzler Otto Fürst Bismarck und Alexander von Humboldt. Nach 1850 verlagerte sich das Badeleben allerdings an die offene Küste und das Badehaus Goor wurde bedeutungslos. Erst 2002 wagte sich ein Investor an das unter Denkmalschutz stehende Gebäude. Rund 14 Millionen Euro haben Marlis und Gerd Raulff in die marode Bausubstanz gesteckt, um das Badehaus in seiner alten Schönheit wiedererstehen zu lassen.

Stolz führt der Hausherr durch den von zwei steinernen Löwen flankierten Eingang in das seit Ostern dieses Jahres wieder eröffnete gastliche Reich. Im Foyer fallen der Mosaikfußboden, ein Kamin aus Marmor und ausgewählte Antiquitäten ins Auge. "Vom alten Mobiliar ist leider nichts erhalten geblieben", sagt Raulff. "Wir haben aber viele historische Stücke aus der Bauzeit des Badehauses erwerben können und in die Inneneinrichtung integriert." So hängt gegenüber der Rezeption ein historisches Ölgemälde eines Stralsunder Malers, welches das Waldgebiet Goor mit dem Badehaus zeigt. "Das Bild wurde uns von einem Rüganer zum Kauf angeboten, dem das Bild zu groß war und der es deswegen schon in zwei Teile zerschneiden wollte", sagt Raulff.

Die Zimmer und Suiten des Vier-Sterne-Hotels sind komfortabel mit eigens für das Haus angefertigten Möbeln ausgestattet, die Raulff in Indonesien aus honigfarben gebeiztem Mahagoni herstellen ließ. Die Formen sind zeitlos schlicht, nur die Rückwände der Betten sind in Anlehnung an die Fassade des Gebäudes mit Säulen verziert. Blauer Teppichboden und gelbe Bettwäsche nehmen die Farben von Meer und Strand auf. Die meisten Zimmer befinden sich in den neuen Anbauten, die, einer Auflage des Denkmalschutzes entsprechend, in moderner Bauweise hinzugefügt wurden. Dort wurde auch der 600 Quadratmeter große Wellnessbereich mit sieben Behandlungsräumen, Saunen und einem Schwimmbad angelegt. Neben den herkömmlichen Anwendungen werden auch Kreide- und Algenbehandlungen sowie asiatisch-exotische Verfahren angeboten. Prunkstück ist die Kaiserwanne mit original österreichischem Wappen. Kaiser Wilhelm soll genau in so einer Wanne gebadet haben. "Bei uns können sich die Gäste wunderbar erholen," schwärmt Raulff. "Wir haben absolute Ruhe, kein Auto, nur Vogelgesang und Möwengeschrei sind zu hören. Manchmal ist auch das Schnaufen des ,Rasenden Rolands' in der Ferne zu vernehmen."

Für das leibliche Wohl der Gäste sorgt Küchenchef Tino Lange. Er bringt leichte und gesunde Kost auf den Tisch. "Wir verwenden bevorzugt regionale und frische Produkte", sagt Lange. "Der Bärlauch zum Beispiel wächst wild hinterm Hotel, den Fisch beziehen wir aus Saßnitz, der köstliche Käse stammt vom Bio-Hofgut Bisdamitz." Eine im Ganzen gebratene Ostseescholle mit Speck, Zwiebelstippe auf Dillgurken und Petersilienkartoffeln wird zum Beispiel für 13,50 Euro serviert, das gedünstete Dorschfilet auf Gemüsestroh ist für 14,50 Euro zu haben. Ausklingen kann der Abend in der gemütlichen Bibliothek oder in der "Fürst-Malte-Bar".

Als Zielgruppe hat Raulff vor allem ruhebedürftige Gäste im Visier. Schließlich ist Rügen ein ideales Terrain für Naturliebhaber. Die Goor, das schattige Wäldchen am Ufer des Greifswalder Bodden, ist von Pfaden durchzogen, die zu schönen Badeplätzen führen. Vom Hochufer geht der Blick hinüber zur Insel Vilm und zu den dahinter liegenden Mönchguter Bergen. Im nächsten Sommer wird ein 18-Loch-Golfplatz das Angebot an Freizeitmöglichkeiten noch erweitern.