Es war ein gewagtes Projekt, doch der Neubau kommt bei den Gästen gut an - auch wegen der persönlichen Betreuung.

Was passiert, wenn eine Architektin sich ihr eigenes Hotel baut? Na klar, es wird ein interessantes, ungewöhnliches und reizvolles Gebäude.

Heda Silbernagel betreibt seit rund 15 Jahren ein eigenes Architekturbüro, gemeinsam mit ihrem Mann, in Schleswig, genauer: in der Friedrichstraße. Die Straße liegt in einem alten, gewachsenen, zum Teil leicht heruntergekommenen Viertel außerhalb des eigentlichen Stadtzentrums. Hier befindet sich das Hotel "F-Ritz", das Heda Silbernagel im vergangenen Jahr eröffnet hat und das jetzt schon ein voller Erfolg ist. Dabei will die gebürtige Rheinländerin eigentlich gar kein Hotelier sein. "Als Architektin mache ich moderne Entwürfe, bin aber auch in der Denkmalpflege tätig.

Ich entwerfe und konzipiere Wohnhäuser, Praxen, Läden." Das "Zollhaus" in Schleswig war ihr erstes Hotel. Dieses heruntergekommene ehemalige Barockpalais haben Freunde von ihr einst gekauft, sie hatte die Idee, daraus ein Hotel zu machen. "Da habe ich das Konzept entwickelt, inklusive Innendesign und Möbel. Das hat mir viel Spaß gemacht."

Und es war der Anstoß für neue Hotel-Projekte. So kam sie dazu, "in einem alten städtebaulichen Umfeld wie hier an der Friedrichstraße etwas Neues zu bauen." Denn: "Auch Neubauten können eine Seele haben. Es ist ja gerade en vogue, sich alte Villen zu restaurieren und diese mit neuen Elementen zu schmücken. Aber ein Neubau? Da sind viele schon sehr kritisch!"

Als der Entschluss einmal gefasst war, hat sie das Haus in nur vier Monaten hochgezogen, in einer Baulücke direkt vor ihrem Büro, das nun gleichzeitig auch als Hotelrezeption fungiert. Das Hotel "F-Ritz" dient seither als "Musterhaus" für ihre Arbeit. "Hier kann ich alle Funktionen des Lebens zeigen: neue Ideen und ihre Umsetzung, neue Materialien, neue Farbgebungen. Aber natürlich beherbergt das Haus auch Gäste. Es ist mittlerweile sehr beliebt und immer gut gebucht. Und es ergaben sich bereits Folgeaufträge für die Architektin aus diesem Projekt.

Die Eröffnung war im Mai 2007, das erste Jahr sei sehr anstrengend gewesen, sagt Heda Silbernagel. Sie musste sich alles, was mit dem Führen eines Hotels zusammenhängt, selbst beibringen: Was zum Beispiel gehört auf das Frühstücksbüfett, wie viel Bettwäsche braucht man? Doch offensichtlich wird das Hotel "F-Ritz" ganz im Sinne der Gäste geführt. Viele haben es schon ein zweites oder drittes Mal besucht. "Geschäftsreisende, die im Winter beruflich hier waren, kommen im Sommer in der Ferienzeit mit ihren Familien wieder. Sie fühlen sich hier wie zuhause." Dem Vernehmen nach gefällt den Gästen besonders die liebevolle, detailverliebte Einrichtung, aber auch die freundliche und persönliche Betreuung (es gibt nur sechs Zimmer). Im Erdgeschoss verfügen die Unterkünfte sogar über eine Terrasse.

Im großen Garten kann man im Sommer herrlich entspannen, auf der Liegewiese oder in dem für Erfrischung sorgenden Außenpool. (Er wird auch von der Familie Silbernagel genutzt und steht deshalb den Gästen nur zu gewissen Zeiten zur Verfügung.) Und ein Saunahäuschen gibt es auch. In den Hotelbetrieb ist die ganze Familie eingespannt. So kann man auch die drei Söhne von 10, 12 und 15 Jahren schon mal hinter der Rezeption sehen. "Architekturbüro, Hotel, drei Kinder - das ist schon viel", sagt Heda Silbernagel, "aber solange die Jungs so gut mitmachen, ist alles in Ordnung."

Auch bei der Konzeption des Hauses wurde an die Entspannung und das Genießen gedacht. Zwei Freundinnen von Heda Silbernagel bieten verschiedene Behandlungen an - von der klassischen Massage bis hin zur Atemtherapie. Auch spezielle Angebote für Mütter und Töchter oder Großmütter und Enkelinnen stehen auf dem Programm. Der Wellnessbereich ist entsprechend eingerichtet und ausgestattet - die Massageliegen lassen sich zum Beispiel mit wenigen Handgriffen zum Bett umbauen. Auch eine Idee von Heda Silbernagel. Bei schönem Wetter ist aber schon das Frühstück auf der Dachterrasse mit Blick auf die Schlei und den Friedrichberg eine Art Wellness. Auch, dort an einem lauen Sommerabend den Tag ausklingen zu lassen.

Die Region rund um Schleswig hat ebenfalls eine Menge zu bieten. Ein Kanu für eine Tour auf der Schlei sowie Fahrräder kann man sich im Hotel ausleihen. Ein Bring- und Abholservice wird ebenfalls angeboten.

In der Stadt selbst gibt es ein tolles Ensemble am Landestheater, Ballett- und Musikaufführungen und überhaupt viel Kultur. "Wir haben uns irgendwann für Schleswig entschieden", erzählt die besondere Hotelfrau. "Wenn schon Herzöge und Friedrich der Dritte, der übrigens Namensgeber meines Hotels ist, hier ihre Schlösser gebaut haben, dann muss da irgendetwas dran sein. Die strategische Lage ist toll, mitten zwischen Nord- und Ostsee, und die Schlei haben wir auch noch vor der Tür."

Und von der Landesgartenschau, die in diesem Jahr hier stattfindet, kommen weitere Impulse. Viele der Gärten, Parks, Cafes und Restaurants werden auch nach dem Ende der Schau noch bleiben.