Die alte Schmiede direkt neben dem Haupthaus wurde zum Fitness- und Saunatrakt ausgebaut, in der früheren Scheune befinden sich ein Konferenzraum und eine großzügige Bibliothek.

Eigentlich entstand das Ganze aus einem Zufall heraus. Einen Landsitz hatten sie gesucht, auch für ihre Pferdezucht. Aber ein Hotel? Mitten auf der Insel Rügen? "Weil das Haus nun einmal so groß ausfiel, mussten wir einfach auch ein Hotel dazu eröffnen." Sagt die Architektin Renate Dettmering mit einem Lächeln und erzählt aus der Geschichte des alten Rittergutes: Schon 1315 wurde das "Gut Tribbevitz" erstmalig urkundlich erwähnt. Mehr als 500 Jahre lang blieb es in der Familie von Normann. Während der letzten 150 Jahre aber wechselte das Gut oft die Besitzer. Aus jener Zeit, um 1844, stammt das jetzige Haus.

Der neoklassizistische Bau hatte es der Architektin gleich angetan. 1994 war das, aber erst 1997 kam der Kaufvertrag zustande. Und es dauerte noch drei weitere Jahre, bis die Umbaugenehmigung endlich erteilt wurde. "Unglaublich", stöhnt der Jurist Wilhelm Dettmering noch heute. "Wären wir nicht schon am Anfang so sehr in das Gut verliebt gewesen, hätten wir das Projekt damals sicher aufgegeben."

Der Lohn der Mühe ist ein kleines, feines Landhotel. "Auf unseren Reisen nach Frankreich und England liebten wir es immer, in solchen Häusern zu wohnen. Familiär, aber mit einem gewissen Anspruch", nach diesem Vorbild gestaltete Renate Dettmering das Haus um. Jetzt hat es 19 Gästezimmer, einen hellen, lichten Empfangsbereich, Restaurant, Frühstücksraum, eine große Terrasse zum Park und eine Bar. Die alte Schmiede direkt neben dem Haupthaus wurde zum Fitness- und Saunatrakt ausgebaut, in der früheren Scheune befinden sich ein Konferenzraum und eine großzügige Bibliothek für ruhige Stunden. Zumindest dann, wenn es die Jahreszeit noch nicht erlaubt, unter der alten Platane im Park zu lesen und zu träumen.

Aber die Pferde? Die sind die große Leidenschaft der beiden. Sie lacht: "Seit ich das Hotel hier leite und die Pferde dabei direkt vor der Haustür habe, komme ich fast nicht mehr zum Reiten!" Sie betreiben die Trakehnerzucht durchaus ernsthaft und professionell. "Wir haben sehr gute Fohlen", freut sich der ehemalige Banker und Firmensanierer Dettmering. "Die gewannen schon mehrfach Auszeichnungen."

Das Gestüt ist eine sinnvolle Ergänzung zum Hotelbetrieb. Das gibt Atmosphäre und Flair, auf dem Hof wird eben auch gearbeitet. Es gibt eine Stallanlage, Reithalle, Außenreitplatz sowie mehrere Hektar eigene Wiesen und Weiden. "Wenn unsere Gäste ihre eigenen Pferde mitbringen, können sie die gerne in unseren Boxen unterstellen", sagt Wilhelm Dettmering. Auf eines legt er jedoch Wert: "Wir sind kein Reiterhof! Das würde nicht zu unserem Anspruch und Stil passen."

Mietpferde zum Ausreiten gibt es also keine, dafür aber im Sommer Kutschfahrten. Doch ganz gleich, mit welchem Transportmittel: Es lohnt sich, vom zentral auf der Insel gelegenen "Gut Tribbevitz" aus Rügen zu erkunden. Der Jasminer Bodden ist nicht weit: "Da hatten die früher ihren eigenen kleinen Hafen, um ihr Getreide aufs Festland zu verschiffen", erklärt Dettmering.

Die größte Attraktion ist die Natur ringsum. Im Oktober stehen die Kraniche auf dem Acker vor dem Haus herum, im Winter die Gänse, im Sommer oft ein Reh. Störche, Seeadler, Schleiereulen: Es gibt hier noch enorm viel Tierwelt zu beobachten. Und das alles direkt von der großen Terrasse des Hotels aus. Nur zum nächsten Strand muss man schon rund 20 Minuten mit dem Auto fahren. Dafür ist es aber auch im Sommer ruhig, und das schätzen viele der Gäste.

Im November organisieren die Dettmerings eine Schleppjagd. Füchse werden nicht gehetzt, dafür jagt die Reitergesellschaft mit der Hundemeute einer Schleppe nach. Auch an Silvester waren viele Gäste da, ansonsten ist der Winter ruhig. Von der Natur und den Farben her sind Frühjahr und Herbst besonders schön, nur wenn im Sommer alle 19 Zimmer belegt sind, geht es etwas lebhafter zu. "Mehr Betrieb darf es nicht werden", sagt Renate Dettmering, "denn wir legen sehr viel Wert auf den persönlichen Kontakt zu unseren Gästen. Und wir wollen bei alledem noch unseren Spaß behalten."

Dazu gehört auch eine entsprechende Küche. Der Koch kommt aus der Gegend und versucht mit Erfolg, der eher schweren und rustikalen Pommerschen Landküche neue, leichte Seiten abzugewinnen. Dabei werden Zutaten aus der Nachbarschaft verwendet. Die Eier kommen von den wirklich frei herumlaufenden Hühnern des Nachbarhofes, die Fische aus den Boddengewässern: "Der Fischer hier ist gleichzeitig auch Jäger", schmunzelt Wilhelm Dettmering. "Das ist doch sehr praktisch."