Kenner wissen schon lange von dem Gourmet-Treff, jetzt legte er sich auch zwei Gästeapartments zu.

Das schönste Dorf an der Schlei ist zweifellos Sieseby - und das vielleicht schon seit 1267, als es zum ersten Mal erwähnt wurde. Was damals allerdings noch fehlte, ist heute der Gourmet-Treff Schlie-Krog. Zwar war das Haus schon immer eine Gastwirtschaft, aber erst mit dem Jahr 1983, als das Gastronomenpaar Renate und Peter Möller hier die Regie übernahm, wurde der Krog wirklich erwähnenswert. Unter Feinschmeckern gilt er seit vielen Jahren als eine Oase in diesem zwar landschaftlich ungemein reizvollen, aber gastronomisch gesehen eher rustikalen Teil der Welt.

Freude am Genießen ist denn auch das Motto des sympathischen Hauses, dessen Küche im Gault-Millau mit 13 Punkten honoriert wird. "Eine Sterne-Küche können und wollen wir hier allerdings nicht betreiben", sagt Chef Peter Möller: "Für uns als kleinen Familienbetrieb wäre das gar nicht möglich." Augenzwinkernd fügt er hinzu: "Unsere Sterne sind die Gäste."

Bescheiden charakterisiert Möller, dessen Frau Renate sich mit viel Charme und Fingerspitzengefühl um die besagten Sterne kümmert, seine Küche als "regional verfeinert". Er arbeitet mit frischen Produkten je nach Marktangebot und Saison. Doch hier haben wir es schlicht mit hanseatischem Understatement zu tun, auch wenn es in diesem Fall aus dem Mund eines gebürtigen Schleswigers kommt. Genießer geraten angesichts der gebotenen Köstlichkeiten wie der Siesebyer Fischsuppe, einer Terrine von Seezunge, Lachs und Zander mit Kaviarcreme, der Gelatine vom Jungfasan mit Apfel-Kiwi-Salat oder auch der Sülze von Ente mit Kräutersauce regelmäßig ins Schwärmen. Andere beliebte Klassiker sind die knusprig gebratene Ente, das an der Haut gebratene Ostsee-Dorschfilet oder der Eider-Zander.

Die Weine trinken sich entsprechend. Es verdient Erwähnung, daß oft auch erstklassige offene Weine bestellt werden können. Daneben gibt es Französisches mit großen Namen und feine Spezialitäten aus Deutschland, Italien, Australien oder Portugal. Es ist also eine der seltenen Weinkarten, deren Auswahl so gekonnt getroffen ist, daß man alles daraus gern trinken möchte.

So trifft es sich gut, daß zum Schlie-Krog seit kurzem auch zwei Gästeapartments gehören und man nach einem genußreichen und fröhlichen Abend nicht mehr unbedingt heimfahren muß. Ganz selbstverständlich ist dieser Fortschritt nicht, denn das Dorf Sieseby steht als Flächendenkmal komplett unter Denkmalschutz. In der Praxis heißt das, daß an den Häusern - vor allem äußerlich - nichts verändert werden darf. Neu- oder Anbauten sind vollkommen ausgeschlossen.

Als das Dorf noch dem Hamburger Kaufmann Gustav Anton Schäffer gehörte, gab es solche Einschränkungen nicht: Er ließ viele der damals baufälligen Gebäude der früheren Landarbeitersiedlung sanieren und hauchte damit dem idyllischen Ensemble am Schleiufer neues Leben ein. Die Initialen GAS an den Giebeln vieler Häuser zeugen davon, mitsamt der Jahreszahl der Renovierung. Mitte des 19. Jahrhunderts verkaufte Schäffer sein Dorf dann an die herzogliche Familie von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg. Noch heute sind Prinz Christoph zu Schleswig-Holstein und seine Frau, Prinzessin Ingeborg, die Eigentümer.

Direkt hinter dem Schlie-Krog erhebt sich die wuchtige Kirche, auf deren kleinem Friedhof auch der Schriftsteller Jurek Becker begraben liegt. Nicht nur für architektonisch Interessierte ist diese Kirche mit ihren drei Giebeln und Stilelementen aus Romanik, Gotik und Barock interessant: Die schattige Lindenallee auf dem Friedhof gilt als eine der schönsten Norddeutschlands.

Von hier führt ein kurzer Weg zum Schleiufer hinab, wo es auch einen Anleger für Ausflugsdampfer und Privatboote gibt: Die Wassertiefe variiert je nach Windrichtung zwischen eineinhalb und zweieinhalb Metern. So wundert es nicht, daß es im Sommer auch viele Segler nach Sieseby (sprich: Siehsebüh ) zieht, die dann gern im Schlie-Krog einkehren. Darum ist zusätzlich zu den 50 Plätzen im Restaurant von Mai bis September die sonnige Terrasse geöffnet.

Ruhiger, für manche deswegen auch schöner, ist es zweifellos jetzt im Winter. Dann kommen viele der treuen Stammgäste bevorzugt wieder, und bisweilen locken auch besondere Veranstaltungen wie der literarische und kulinarische Abend "Jurek Becker, Briefe und Postkarten" mit einer Lesung von Christine Becker, heute am Sonnabend, dem 21. Januar.