Der einst beliebte Künstlertreff bietet authentische pommersche Küche und Kaffeehauskultur.

An jedem Abend lodert zur Begrüßung der Gäste das Bohlenfeuer im Garten des Hotels "St. Hubertus". "Dieser alte schwedische Brauch soll Freude und Gastfreundschaft symbolisieren", erzählt uns Küchenchef und Geschäftsführer Jörg Gleisner. Der geborene Ahlbecker hat viel Heimatkunde betrieben, Akten und Archive eingesehen. Erbaut wurde die Villa 1939 vom Direktor des "Metropol"-Theaters in Berlin als Privathaus. Schnell entwickelte sie sich zum beliebten Künstlertreff.

1943 wurde das Haus von den Nazis enteignet und zu einem KdF-Heim umgewandelt, nach Kriegsende in den Besitz der deutschen Grenzpolizei übergeben und nacheinander russische Kommandantur und SED-Heim. Nach der Wende ging es in den Besitz der Reisebüros der DDR über, wurde ein Travel- Charme-Hotel und 2003 an die eigentumsgeführte Gesellschaft Aurelia verkauft, ebenso wie die beiden anliegenden Holzhäuser im Schweizer Stil, in denen sich heute die Appartements befinden. Restauriert wurde das Haus mit Hilfe alter Postkarten. Darauf sind auch die beiden Hirsche zu sehen, die Namengeber sind.

Bei einem Rundgang zeigt uns Gleisner das verwinkelt gebaute Gebäude mit seinen vielen Fluren und Gängen. Im Erdgeschoß befinden sich das Restaurant und die Bibliothek. Bei den Möbeln dominiert der Cabana-Stil: "Wir haben bewußt diese Richtung gewählt, um den damaligen Zeitgeist zu beschreiben. Müßiggang, Erholung und Genießen waren die entscheidenden Merkmale, die wir wieder beleben und bewahren möchten", erklärt Gleisner das Hotelkonzept. Die vielen Ecken und Kanten in diesem Haus machen es interessant. Gegensätze sollen miteinander für neue Energie sorgen. Dies gelingt besonders in der schön gestalteten Bibliothek. Tee und Kuchen gibt es für Hausgäste kostenlos, am Nachmittag sorgt ein Klavierspieler für Unterhaltung.

Auch ist man bemüht, die gute, alte Kaffeehauskultur wiederzubeleben. Das Angebot reicht dabei vom blumigen Geschmack mit Sorten aus Mexiko und Kolumbien über den würzigen Kaffee aus Äthiopien und Java bis zu den milden Sorten aus Brasilien und Costa Rica. Dazu gehört auch der perfekte Rauchgenuß in Form einer hochwertigen Zigarre von edlen Tabakgewächsen aus mittelamerikanischen Ländern und den karibischen Inseln.

Äußerst gegensätzlich ist die Einrichtung der 60 Zimmer, wovon fünf Suiten sind. So sind die Wände in der heute wieder trendigen Wischtechnik gestaltet. Bett, Sofa und Lampen im Cabana-Stil und moderne Nachttischlampen, die mit einer kristallenen Deckenleuchte korrespondieren, runden das Bild ab. Die farbliche Mischung der Räumlichkeiten (gelbe Wände, dunkelblauer Teppich, rosa Sofa) mutet etwas skurril an, hat aber durchaus Charme. Zeitgemäß ist der Flachbildschirm auf dem alten Schreibtisch. Der PC bietet kostenlosen Internetzugang.

Ein schmaler Flur führt durch den schönen Wellnessbereich. Im Schwimmbad zieren einige Bilder des deutsch-russischen Künstler Subaris die Wände. Kopf und Körper pflegen und dabei Kultur und Entspannung genießen, das ist hier die Devise. Auch beim Preissystem geht man neue Wege: Es gibt nur noch zwei Kategorien (Haupt- und Nebensaison), wer früh bucht, kann sich das Zimmer aussuchen.

Mit einer authentischen, pommerschen Küche und vielen alten Rezepten aus der Umgebung ist es Gleisner gelungen, ein äußerst erfolgreiches, regionales Konzept für die Usedomer Gastronomie zu erstellen. Die Restaurants "1900" (mit klassischer bürgerlicher Speisenauswahl) und "1901" (mit der verfeinerten, gehobenen Variante) sind stets gut besucht. Und dort finden sich heute auch wieder Gerichte wie "Kidasch" (pommerscher Vorspeisenteller), Apfelfleisch und Zander auf Haferstroh - als ältestes Gericht Ahlbecks - auf der umfangreichen Speisekarte.