Wo einst der Adel flanierte, können heute Gäste wohnen. Die 19 Apartments bieten Komfort und herrliche Ausblicke.

Sie ist einen halben Kilometer lang und steht hier seit 1995: die neue Seebrücke von Heringsdorf auf Usedom. Ein wunderbarer Platz nicht nur zum Flanieren, sondern auch - zum Wohnen!

Kaiserbad wird Heringsdorf genannt, denn einst genossen hier Adel und wohlhabende Bürger das Leben - allen voran Kaiser Wilhelm II. Er war von der 1893 gebauten historischen Seebrücke so begeistert, daß sie fortan seinen Namen tragen durfte. Dank der Konstruktion konnte man das Seebad mit dem Schiff gut erreichen, mit Türmchen und Kolonnaden war das Bauwerk zudem aufwendig und luxuriös dekoriert.

Seebrücken zählen seit dem 19. Jahrhundert zum typischen Erscheinungsbild der Badeorte an der Ostsee, etwa 20 davon gibt es heute noch. Weil das Wasser der Ostsee an der Küste zu flach für Schiffe ist, hat man sich damals entschieden, diesen ein Stück weit entgegenzukommen.

Unter der Leitung von Hugo Delbrück wurde 1891 in Heringsdorf eine Seebrücke geplant, die alles bisher dagewesene in den Schatten stellte. 1942 wurde die Kaiser-Wilhelm-Brücke jedoch durch Eisgang schwer beschädigt, 1946 brannte der Brückenkopf ab, und der imposante Landteil mit seinen hölzernen Verzierungen fiel 1957 einer Brandstiftung zum Opfer. Heute ragen vom Original nur noch die verrotteten Pfähle aus dem Wasser.

Nur 50 Meter daneben erstreckt sich dafür nun die neue Seebrücke. Mit einer Länge von 508 Metern gehört sie zu den längsten Brücken Europas. Im Erdgeschoß der Seebrücke befinden sich Cafes, Geschäfte, ein Muschelmuseum, ein Wachsfigurenkabinett, zwei Kinos, im Obergeschoß die mit Holz verkleidete Apartmentanlage. Mit ihren spitzen, blauen Dächern fügt sie sich harmonisch in das Gesamtbild der imposanten Brücke ein.

Die 19 Apartments sind 50 bis 117 Quadratmeter groß, haben komplett eingerichtete Küchenzeilen, Kabel-, und Internetanschluß, Telefon sowie einen eigenen Briefkasten. Die Einrichtung der Ferienwohnungen ist funktional und modern. Sessel und Couch können zu Betten umfunktioniert werden, so daß bis zu acht Personen Platz finden. Eine Wendeltreppe führt in die obere Ebene zum Schlafbereich. Alle Apartments haben großzügige Terrassen, von denen man auf die Ostsee schauen kann. In den vorderen Turmapartments hat der Gast einen unvergleichlichen Panoramablick in drei Himmelsrichtungen - ein besonderes Erlebnis vor allem zum Sonnenauf- und -untergang.

"Wo haben Sie schon ein solches Panorama?", fragt Hans-Jürgen Merkle, Geschäftsführer der ALCA-Hotelgruppe, und zeigt stolz auf den wunderschönen Blick, der sich dem Gast hier bietet. "So dicht am Wasser wohnt man wohl nirgendwo. Deshalb auch unser Werbeslogan: Bei uns sitzen Sie in der 1. Reihe." Der Kommunalpolitiker stammt aus Hessen und bereut seinen Wechsel nach Heringsdorf nicht. Mehr als zwölf Jahre war Merkle hier sogar Bürgermeister, hat also Land und Leute intensiv kennengelernt.

Er schätzt die Art und Weise der Einheimischen: "Es braucht anfangs etwas Zeit, aber dann gewinnt man hier wirkliche Freunde. Das gesprochene Wort ist noch etwas wert. Auf diese Menschen kann man bauen." Heute kann er sich keinen anderen Platz mehr zum Leben vorstellen, wofür er sogar seinen Beamtenstatus aufgegeben hat.

Heringsdorf zählt 3500 Einwohner und ist einer der größten Orte auf Usedom. Einst eine kleine Fischerkolonie, wurde der Ort 1879 zum Seebad ernannt. Der Name leitet sich von der ehemaligen Einkommensquelle des Ortes, dem Heringsfang, ab.

Ein kleiner Wermutstropfen sind die beiden Hochhäuser in unmittelbarer Nähe der Brücke, in denen sich eine Klinik und ein Hotel befinden. An diesem Platz stand früher das schöne "Kaiserhof Atlantic Hotel", das wegen Baufälligkeit 1976 abgerissen werden mußte. "Dort einen Ferienplatz zu bekommen, war für die Leute wie sechs Richtige im Lotto", beschreibt Merkle die damalige Situation. "Deshalb war die Trauer über den Abriß groß." Merkle ist sich sicher, daß an dieser markanten Stelle in naher Zukunft wieder ein schönes und repräsentatives Haus stehen wird, "denn in spätestens zehn Jahren sind die Hochhäuser verschwunden", so seine Hoffnung.

In der Geschäftspassage der Seebrücke findet der Gast fast alles, was man zum Leben braucht. Zahlreiche Boutiquen, Souvenirshops und Restaurants laden zum Bummeln und Verweilen ein. Gaumenfreuden bereiten das Restaurant "Nauticus" auf dem Brückenkopf sowie das mehrfach prämierte Restaurant "Käpt'N" mit Blick auf die Ostsee.

Es besteht auch die Möglichkeit, einen Frühstücksservice oder Brötchendienst in Anspruch zu nehmen. Und die Urlauber können sich ebenfalls den Kühlschrank im Apartment vor ihrer Ankunft je nach Wunsch füllen lassen. Bei gebuchten Arrangements darf zusätzlich die Wellness-Landschaft des "Maritim"-Hotels benutzt werden.