Laut neuster Prognose des Flugzeugbauers Boeing werden in den nächsten 20 Jahren rund 29 000 neue Flugzeuge benötigt. Dollarschwäche und Airbus-Krise zum Trotz können die Hamburger Luftfahrtzulieferer vergleichsweise zuversichtlich in die Zukunft blicken. Flugzeug-Innenausstatter Innovint gibt sich zufrieden. "Die Auftragslage ist gut", so Firmenchef Uwe Gröning. "Wir machen nur etwa ein Viertel unseres Umsatzes mit Airbus. Deshalb sind wir von den Entwicklungen dort nicht so stark betroffen." Mit leichten Einbrüchen gehe es seit 1990 aufwärts.

Innovint Aircraft Interior beliefert weltweit rund 130 Flug-zeugbauer, Airlines und Reparaturbetriebe. Zu den Herstellern zählt neben Airbus und Boeing auch der brasilianische Flugzeugbauer Embraer. Das Unternehmen hat seinen Hauptsitz in Hamburg.

Da Personalkosten in Euro anfallen, Leistungen aber in Dollar berechnet werden, ist der Druck zur Kostensenkung spürbar. "Wettbewerber im Dollarraum sind im Vorteil", er-klärt Gröning, der auch Vorstand bei Hanse Aerospace ist. Der norddeutsche Branchenverband vertritt unter anderem 40 produzierende Betriebe, 30 Ingenieurbüros und 30 Personaldienstleister. Firmen gewännen vor allem dann Aufträge, wenn sie einen Teil ihrer Leistungen in Billiglohnländer transferierten. Ein Beispiel sei Indien, so Gröning. Dort seien Ingenieure gut ausgebildet, die Kosten für ihre Leistungen lägen gegenüber Deutschland aber nur bei einem Drittel.

Doch angesichts der hohen Anforderungen in der Branche ist das leichter gesagt als getan. "In der Praxis mangelt es häufig an kundenspezifischem Know-how sowie an der notwendigen IT-Anbindung", sagt Markus Präßl, Standortleiter Hamburg bei Ferchau Engineering. Der Ingenieurdienstleister beschäftigt im Luftfahrtbereich allein in Hamburg über 200 Mitarbeiter und wickelt überwiegend Aufträge für Airbus ab.

An dem generellen Trend gibt es allerdings keinen Zweifel: "Arbeit wird tendenziell in den Dollarraum verlagert", so Präßl. Bei Neuaufträgen gebe es die Verpflichtung, einen Teil der Arbeit an ausländische Partner zu vergeben. Das laufe schon seit etwa drei Jahren so. Die aktuelle Krise bei Airbus sei dafür nicht ausschlaggebend. Die Wertschöpfungskette werde somit immer internationaler. Kleine Firmen könnten den damit einher gehenden Kontroll- und Koordinierungsaufwand nicht mehr leisten. Daher gebe es in der Branche vielfach den Trend zu einem Zusammenschluss.

Die Veränderungen spiegeln sich auch im Personalbedarf. "Beim Anforderungsprofil legen wir neben der technischen Qualifikation jetzt mehr Wert auf Projektmanagement und Kommunikationsfähigkeit", sagt Präßl. Dass sich der Aufwand lohnt, zeigen die Zahlen. Laut Boeing werden bis 2027 allein 17 500 sogenannte Single Aisle-Jets benötigt. Das sind Flugzeuge mit einem Gang für bis zu 240 Passagieren. Und die kommen bei Airbus vor allem aus Hamburg.