Hamburg ist in Fernost als guter Standort in Europa beliebt.

Chinesische Unternehmen sind in Hamburg längst eine Wirtschaftsmacht. Sie betreiben rund 400 Filialen in der Hansestadt, mindestens 20 Prozent erschließen von hier aus ganz Europa. Mit rund 25 Prozent des Containerumschlags ist China der wichtigste Handelspartner des Hafens. Mindestens 1500 Hamburger arbeiten schon für chinesische Firmen, in den nächsten zehn Jahren könnte sich die Zahl verdoppeln. Die Handelskammer schätzt, dass mindestens 30 000 Arbeitsplätze in Hamburg indirekt vom Handel mit China abhängen.

Es gibt etwa 3600 Chinesen, die in Hamburg leben und für eine Firma aus Fernost arbeiten. 80 Prozent der hier neu angesiedelten chinesischen Unternehmen haben allerdings nur bis zu drei Mitarbeiter, ergab eine Befragung der Hamburgischen Gesellschaft für Wirtschaftsförderung HWF. So hat zum Beispiel die neu gegründete Asian Bamboo AG zwar ihren Geschäftssitz in Hamburg, aber für das Büro steht bisher nur eine halbe Stelle zur Verfügung: Es gibt in Hamburg kein operatives Geschäft, Produktion, Verarbeitung und Handel werden von China aus organisiert - vorerst. "Mit Aufnahme der eigenen Produktion von Bambusparkett, die wir für Anfang des Jahres 2009 planen, wollen wir unsere Produkte verstärkt über Hamburg vertreiben", erklärt Zuojun Lin, Vorsitzender der neuen Aktiengesellschaft.

Das Börsendebüt sei ein neuer Trend bei chinesischen Unternehmern, sagt Stefan Matz, Bereichsleiter Neuansiedlungen bei der HWF. Aber die Beweggründe sind die alten: gute Geschäfte machen, vom "Tor zur Welt" Europa erobern. "Wir haben vor einem Jahr unseren Sitz von Düsseldorf nach Hamburg verlegt, weil wir hier die beste Positionierung in der Mitte Europas haben", sagt Ying Li, Geschäftsführer des Stahlproduzenten Sinosteel Germany GmbH. "Dazu den Hafen zur Lagerung, eine starke chinesische Gemeinde und ein gutes Handelsklima."

Fast drei Viertel der chinesischen Niederlassungen sind in der Handelsbranche aktiv, so die Studie der HWF. Gehandelt wird vor allem mit Kleidung (17 Prozent aller Importgüter aus China nach Hamburg) und Maschinen (13 Prozent). Ihre Tätigkeit zieht wiederum viele chinesisch sprechende Dienstleister, Rechtsanwälte und Steuerberater nach "Hanbao", wie die Chinesen Hamburg nennen. Bei der HWF kommen Expertise und Ratsuchende zusammen: "Wir sind der One-Stop-Shop für die Unternehmer", erklärt Stefan Matz. "Wir bündeln alle China-Kompetenz, verteilen sie und vernetzen die Chinesen untereinander." Dafür stellen die chinesischen Unternehmer der Stadt gute Noten aus und loben die Gastfreundlichkeit.

Nur wenige Wünsche blieben offen: "Eine direkte Flugverbindung von Hamburg nach Shanghai, Peking, Hongkong" wünscht sich Zuojun Lin. Mehr deutsche Facharbeiter, die gleichermaßen fit in der Stahlverarbeitung wie in Englisch sind, benötigt Ying Li.

Axel Beyer geht aber noch einen Schritt weiter. Der Geschäftsführer der "Modernen Schule Hamburg" meint: "Wir brauchen ganz viele chinesisch sprechende Deutsche." Kinder für ihren Berufsstart im Jahr 2030 rüsten, das heißt für ihn, sie in Chinesisch zu unterrichten. "Und zwar von der ersten Klasse bis zum Abitur verbindlich für alle." Für den Pädagogen ist Mandarin kein Paukfach für Hochbegabte, sondern neben Englisch die zukünftig wichtigste Weltsprache.

In Beyers "Moderner Schule Hamburg", die im nächsten Jahr an den Start gehen soll, werden alle Schüler von chinesischen Muttersprachlern in Sachkunde, Geschichte oder Technik unterrichtet: "So tauchen die Schüler täglich in die chinesische Sprache ein."