ABENDBLATT: Welche Perspektiven eröffnen sich für den Hamburger Hafen durch den Börsengang der HHLA?

Gunnar Uldall: Wir haben dadurch für den weiteren Hafenausbau ein sicheres Finanzierungsfundament. Von den 1,17 Milliarden Euro Veräußerungserlösen wird die HHLA 123 Millionen Euro erhalten. Der Rest fließt an die Stadt und wird ausschließlich für Hafeninvestitionen eingesetzt.

ABENDBLATT: Was ist im Hamburger Hafen geplant?

Uldall: Auf unserer Liste stehen die Ausbauten für die Containerterminals, aber auch für verschiedene Stückgutterminals. Wichtig ist vor allem der Ausbau der Hafenbahn. Der Hamburger Hafen ist ein Bahnhafen. Es gibt keinen anderen europäischen Hafen, in dem der Transport der Güter mit der Bahn in solch einem Ausmaß stattfindet. Und dann wollen wir auch neue Hochwasserschutzanlagen bauen.

ABENDBLATT: Wie sieht es mit dem Ausbau der Elbe aus?

Uldall: Die Fahrrinnenanpassung ist die wichtigste Investition, die wir gemeinsam mit dem Bund und unseren Nachbarländern machen müssen. Hier gilt es festzuhalten, dass es sich dabei nicht um ein Vorhaben handelt, das nur Hamburg berührt, sondern das auch für Niedersachsen und Schleswig-Holstein wichtig ist. Beide zusammen haben über 50 000 Beschäftigte, die abhängig sind vom Gedeihen des Hafens. Deswegen gehe ich davon aus, dass sie ihre Zustimmung geben, wenn wir im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens im Laufe des nächsten Jahres alle Probleme abgeklärt haben.

ABENDBLATT: Ist eine Hafenerweiterung in Richtung Moorburg in absehbarer Zeit ein Thema?

Uldall: Im Moment sind wir damit beschäftigt, die Kapazitäten der Terminals richtig zu nutzen. Das erfolgt in drei Schritten. Der erste ist die Optimierung der vorhandenen Flächen, der zweite die Erweiterung bestehender Terminals und der dritte die Entwicklung des mittleren Freihafens. Erst dann würde, falls erforderlich, Moorburg folgen.

ABENDBLATT: Niedersachsen und Bremen investieren in den Tiefwasserhafen Wilhelmshaven. Warum nicht Hamburg?

Uldall: Ich sehe keine Notwendigkeit, dass Hamburg bei seinen knappen Mitteln in Wilhelmshaven investiert, und der Hafen Hamburg hat nichts davon. Ich sehe keine Konkurrenz in Wilhelmshaven. Zu den vielen Baumaßnahmen, die in Hamburg derzeit laufen, gehört auch der Burchardkai. Er spielt in der öffentlichen Diskussion überhaupt keine Rolle. Aber allein dort wird die Kapazität im gleichen Umfang erweitert, wie im gesamten Bauvorhaben Wilhelmshaven. Beide bauen um 2,6 Millionen TEU aus.

ABENDBLATT: Wo sehen sie den Hamburger Hafen in den nächsten Jahrzehnten?

Uldall: Laut Bundesverkehrsministeriums verzeichnet Hamburg unter den Nordseehäfen das stärkste Wachstumstempo und wird aller Voraussicht nach sogar Rotterdam überflügeln. Ich freue mich über diese positive Entwicklung - nicht, weil ich unbedingt Hamburg im Ranking vor Rotterdam sehen will, sondern weil dieses Wachstum mit der Schaffung vieler Arbeitsplätze verbunden ist.