Reaktionen: Christen, Muslime und Juden loben den Einsatz des verstorbenen Papstes für Frieden und Freiheit. Polens Präsident Kwasniewski: “Unser herausragendster Landsmann.“

Rom/Warschau/Berlin. Über alle Glaubensgrenzen hinweg haben Staatsmänner und religiöse Würdenträger den Tod des Papstes als großen Verlust bezeichnet. Christen, Muslime und Juden lobten den Einsatz des Verstorbenen für Frieden und Freiheit. Vor allem in seinem Heimatland Polen ist die Trauer groß. Staatspräsident Aleksander Kwasniewski bezeichnete den Tod von Johannes Paul als unwiederbringlichen Verlust der "größten moralischen Autorität". "Ein großer Papst, unser herausragendster Landsmann ist gestorben, ein guter Vater für uns alle, Gläubige und Nichtglaubende."

US-Präsident George W. Bush nannte Johannes Paul II. einen "Vorkämpfer für Frieden und Freiheit". Der erste polnische Papst der Geschichte habe eine demokratische Revolution eingeleitet, "die über Osteuropa hinwegfegte und den Lauf der Geschichte veränderte", so Bush und ordnete an, die Fahnen auf dem Weißen Haus auf halbmast zu setzen. Sein Vorgänger Bill Clinton bezeichnete den Papst als "Leuchtfeuer für alle Menschen".

Der russische Präsident Wladimir Putin sagte über den Verstorbenen: "Er war weise, aufgeschlossen und offen für den Dialog." Der ehemalige sowjetische Staatschef Michail Gorbatschow würdigte Karol Wojtyla als "Humanist Nummer eins. Er hat sich immer eingemischt, und seine Stimme hatte immer Einfluß auf die Politik", sagte Gorbatschow. Sein Tod sei ein "riesiger Verlust für alle Menschen guten Willens".

Königin Elizabeth II. lobte seinen "unermüdlichen Einsatz für den weltweiten Frieden". Der britische Premierminister Tony Blair sagte, selbst Atheisten hätten diesen Mann verehrt. Die frühere Premierministerin Margaret Thatcher sagte, Johannes Paul II. sei nicht nur der größte Papst der modernen Zeit gewesen, sondern auch "die moralische Kraft hinter dem Sieg im Kalten Krieg".

Uno-Generalsekretär Kofi Annan sagte, der verstorbene Papst sei mehr als das geistige Oberhaupt von einer Milliarde Katholiken gewesen: "Er war ein rastloser Anwalt des Friedens, ein wahrhaftiger Pionier des Dialogs zwischen den Religionen."

Der Dalai Lama erklärte, er habe stets Hochachtung vor dem Papst gehabt. Dessen Erfahrungen in Polen und seine eigenen Schwierigkeiten mit den Kommunisten hätten eine gemeinsame Basis geschaffen.

EU-Ratspräsident Jose Manuel Barroso schrieb in einer Kondolenzbotschaft: "Sein Verschwinden hinterläßt eine Leere in den Herzen all jener, Gläubige oder Nichtgläubige, die von seinem beispielhaften Mut und seiner Menschlichkeit inspiriert wurden." Der französische Staatspräsident Jacques Chirac erklärte, Johannes Paul habe mit seinem Mut und seiner Entschiedenheit "die Seelen und die Herzen" erreicht.

Auch jüdische und muslimische Politiker im Nahen Osten würdigten Johannes Paul II. Der stellvertretende israelische Ministerpräsident Schimon Peres sagte: "Seine Taten und Erklärungen transformierten die Beziehungen zwischen katholischem und jüdischem Glauben, und er hatte eine wichtige Wirkung im Kampf gegen Antisemitismus." Die Arabische Liga bezeichnete den Verstorbenen als einen Mann des Friedens, der den Dialog zwischen den Religionen und den Nationen gefördert habe.

In Deutschland genoß der polnische Papst ebenfalls höchstes Ansehen. Bundespräsident Horst Köhler bezeichnete den Verstorbenen als "vorbildlichen Diener seiner Kirche und Christen von einzigartiger Glaubwürdigkeit". Der Papst sei für Menschen aus allen Kulturen eine moralische Instanz gewesen. Bundeskanzler Gerhard Schröder würdigte Johannes Paul mit den Worten: "Er hat durch sein Wirken und durch seine beeindruckende Persönlichkeit unsere Welt verändert." Er habe das Zusammenwachsen Europas in vielfacher Weise beeinflußt.

CDU-Chefin Angela Merkel nannte Johannes Paul II. eine Persönlichkeit, die einen "großen Platz in der Weltgeschichte" einnehmen werde. CSU-Chef Edmund Stoiber sagte, er sei für Millionen Gläubige und auch für ihn persönlich ein Vorbild gewesen.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, sagte über den Papst, seine Entschiedenheit habe viele Mauern zum Einsturz gebracht, "gewiß auch den Eisernen Vorhang". Der Präsident des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, bezeichnete Johannes Paul als ein "Vorbild im Glauben". Er habe viel für den Dialog zwischen den Konfessionen getan.

Für den Kölner Kardinal Joachim Meisner war "die Gestalt Johannes Paul II. so etwas wie das moralische und ethische Rückgrat der Menschheit".