Anschläge in Bagdad fordern 42 Tote und 230 Verletzte. Heimtückischer Angriff aufs Rote Kreuz.

Bagdad/Washington. Eine beispiellose Serie von Selbstmordanschlägen hat die irakische Hauptstadt Bagdad erschüttert. Innerhalb von einer Dreiviertelstunde zündeten fünf Attentäter ihre Autobomben. Ihre Ziele: vier irakische Polizeistationen und zum ersten Mal auch das Hauptquartier des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK). Insgesamt sind mindestens 42 Menschen getötet und 230 weitere verletzt worden. Der Irak versinkt offenbar im Blut. Die internationale Gemeinschaft reagierte mit Entsetzen. Die Helfer vom Roten Kreuz wollen von heute an einen Teil ihrer Mitarbeiter abziehen. Das US-Militär räumte nach dem Blutbad von Bagdad eine neue Qualität des Terrors im Irak ein. "Heute haben wir ein neues Element", sagte US-Brigadegeneral Mark Hertling unter Berufung auf geheimdienstliche Hinweise. Bei den Attentätern handele es sich nicht allein um Anhänger des gestürzten Regimes. Offenbar seien "ausländische Kämpfer" an den Anschlägen beteiligt. Damit solle zum Auftakt des islamischen Fastenmonats Ramadan offenbar Unruhe in der Bevölkerung ausgelöst werden. Erst am Vortag war der stellvertretende US-Verteidigungsminister Paul Wolfowitz einem Attentat auf das Bagdader Raschid-Hotel knapp entgangen. US-Präsident George W. Bush will dennoch an seinem Irak-Kurs festhalten. Die Angriffe auf das Rote Kreuz oder die Polizeiwachen zeigten, dass es den "kaltblütigen Mördern" nur darum gehe zu töten, gleichgültig wen. "Je erfolgreicher wir sind . . . desto verzweifelter werden diese Killer", sagte Bush. Doppelt heimtückisch war der Anschlag auf die Rot-Kreuz-Helfer. Ihre Zentrale war im Vergleich zu US-Einrichtungen und Polizeistationen kaum bewacht. Und: Der Attentäter hatte einen Krankenwagen mit Sprengstoff beladen. Als er seine Bombe zündete, riss er zwölf Menschen mit sich in den Tod, vor allem irakische Mitarbeiter. "Wir können nicht verstehen, warum jemand das Rote Kreuz angreifen sollte", sagte Nada Doumani vom IKRK. Die Organisation arbeite seit 1980 im Irak und habe sich niemals in die Politik eingemischt. Mehrere Hilfsorganisationen, darunter Ärzte ohne Grenzen, erwägen jetzt den Abzug weiterer Mitarbeiter. Neben UNO-Organisationen wollen Experten des Technischen Hilfswerks (THW) und die deutsche Organisation HELP ihre Arbeit in Bagdad aber zunächst fortsetzen. Wie viele europäische Staaten verurteilte die Bundesregierung die "terroristischen Angriffe" scharf. Vor allem Frankreich betonte, die Wiederherstellung der Souveränität des Iraks sei nun "dringender denn je".