US-Präsident George W. Bush und der britische Premier Tony Blair wenden sich in einer TV-Ansprache an die Menschen im besiegten Land.

Washington/London/Berlin. In einer gemeinsamen Fernsehansprache haben US-Präsident George W. Bush und der britische Premierminister Tony Blair den Irakern versprochen, das Schicksal des Landes bald wieder in ihre Hände zu legen. "Die Regierung Iraks und die Zukunft Ihres Landes wird Ihnen bald gehören", sagte Bush. Und Blair versprach: "Irak wird weder von den Briten noch den USA, noch der UNO regiert werden, sondern von Ihnen, dem irakischen Volk." Die Bundesregierung will sich für eine stärkere Rolle der UNO im Nachkriegs-Irak einsetzen. "Eine lange Zeit der Angst und Grausamkeit geht zu Ende", sagte Bush in der aufgezeichneten TV-Ansprache mit arabischen Untertiteln, die viele Menschen im Irak wegen Stromausfalls zunächst nicht verfolgen konnten. "Die Streitkräfte der Koalition werden helfen, Recht und Ordnung aufrechtzuerhalten", sagte Bush. Alle Bedürftigen würden Wasser, Nahrung und Medikamente bekommen. "Sie verdienen etwas Besseres als die Tyrannei, die Korruption und die Folterkammern. Sie verdienen, wie freie Menschen zu leben." Blair bekräftigte: "Unser Feind ist Saddam und nicht das irakische Volk. Unsere Streitkräfte sind Freunde und Befreier des irakischen Volkes, nicht Ihre Eroberer. Sie werden nicht einen Tag länger als notwendig bleiben." Zudem sicherte Blair den Irakern zu, dass der Ölreichtum ihnen gehören werde. Die Iraker seien "erfinderisch und kreativ" und sollten die Freiheit haben zu reisen, ihre Meinung zu sagen und ihre Kultur zu entwickeln. Die britische Regierung teilte mit, die Ansprache werde abermals über den neuen Fernsehsender der Alliierten verbreitet. Der Sender "Towards Freedom" ("Zur Freiheit") werde von einem US-Transportflugzeug vom Typ Hercules C-130 ausgestrahlt. Die Maschine verfüge über eine Spezialausrüstung und überfliege während der Sendung Irak. Fest steht bislang, dass der Irak für eine Übergangszeit einer Militäradministration unterstellt wird. US-Außenminister Colin Powell sagte, die USA wollten die Neuordnung Iraks mit Rückendeckung der UNO angehen. Washington beanspruche aber für sich und seine Kriegsverbündeten eine "Führungsrolle" in der Ausgestaltung der Zukunft des Landes. Die UNO soll seiner Vorstellung zufolge in mehreren Resolutionen die Grundlagen für die künftige irakische Regierung, den Verkauf irakischen Öls und humanitäre Hilfe bestimmen. Bundeskanzler Gerhard Schröder sagte, der Wiederaufbau des Landes müsse unter ein Dach gestellt werden, "das nur die Vereinten Nationen liefern können". Auch Bundesaußenminister Joschka Fischer und seine japanische Amtskollegin Yoriko Kawaguchi sprachen sich nach einem Treffen in Berlin für eine neue UNO-Resolution zur Regelung des Wiederaufbaus aus. Schröder machte gleichzeitig eine Beteiligung Deutschlands von der Rolle der UNO abhängig. Deutlich wies der Kanzler Forderungen von Unions-Vizefraktionschef Friedrich Merz zurück, einen deutschen Beitrag zum Wiederaufbau von entsprechenden Aufträgen für deutsche Unternehmen abhängig zu machen.