Wiederaufbau: US-Verwalter rechnet mit 75 Milliarden Dollar. Verbündete sollen helfen.

Bagdad/Washington. Vor dem Hintergrund anhaltender Gewaltakte im Irak sind in den USA nun die Kosten des amerikanischen Engagements in den Vordergrund gerückt. US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld sagte im Haushaltsausschuss des Repräsentantenhauses, jene 20 Milliarden Dollar (rund 17,1 Mrd Euro), die die US-Regierung für den Wiederaufbau des Irak vom Kongress fordere, seien nicht genug. Der Rechnungsprüfer des Verteidigungsministeriums, Dov Zakheim, sagte, Washington erwarte von seinen Verbündeten jetzt weitere Finanzhilfen für den Irak in Milliardenhöhe. Der Chef der US-Zivilverwaltung im Irak, Paul Bremer, geht davon aus, dass der zivile Wiederaufbau bis zu 75 Milliarden Dollar kosten könnte. Der Haushaltsausschuss des US-Senats billigte indessen den Antrag von Präsident George W. Bush auf weitere 87 Milliarden Dollar zur Finanzierung des militärischen US-Einsatzes im Irak. Der für die Außenbeziehungen der EU zuständige Kommissar Chris Patten teilte mit, die EU-Kommission wolle sich mit 200 Millionen Euro für 2004 an der Geberkonferenz für den Irak am 24. Oktober in Madrid beteiligen. Dies sei angesichts der Haushaltszwänge "eine realistische Summe". Patten forderte die EU-Länder auf, eigene Beiträge hinzuzufügen. Die USA haben den Mitgliedern des UNO-Sicherheitsrates gestern einen überarbeiteten Entwurf für eine Irak-Resolution vorgelegt. Die Beratungen mit den anderen Staaten seien bereits aufgenommen worden, teilte Außenamtssprecher Richard Boucher in Washington mit. US-Außenminister Colin Powell habe zu diesem Zweck mit mehreren seiner Kollegen telefoniert, unter ihnen Bundesaußenminister Joschka Fischer (Grüne). Über das Schriftstück sollte im Laufe des Tages auch am Sitz der UNO in New York verhandelt werden. Besonders Frankreich und Deutschland hatten sich für eine rasche Übertragung der Souveränität an Iraker ausgesprochen. In der irakischen Stadt Tikrit starb eine US-Soldatin bei einem Bombenanschlag. Zwei Soldaten wurden verletzt. Bei einer gewalttätigen Demonstration arbeitsloser Iraker wurden indessen in Bagdad drei Menschen verletzt. Rund 1000 Demonstranten, die zunächst friedlich vor einer Behörde zur Vermittlung von Arbeitslosen in der Nähe des Hotels "Palestine" protestiert hatten, warfen plötzlich Steine und zündeten zwei Autos an. Polizisten eröffneten das Feuer - nach eigenen Angaben schossen sie in die Luft, nach Augenzeugenberichten in die Menge. Nach Angaben des arabischen TV-Senders Al Dschasira hat die US-Armee nördlich von Bagdad in zwei Tagen insgesamt 60 Iraker festgenommen, die US-Truppen angegriffen haben sollen.