1000 Fallschirmjäger der 173. US-Luftlandebrigade gelandet. Bush: Wir machen jeden Tag “neue Fortschritte“.

Bagdad/Hamburg. Mit der Landung von 1000 Fallschirmjägern im kurdischen Norden, neuen Luftangriffen auf Bagdad und sporadischen Kämpfen im Euphrat-Tal ist der Irak-Krieg in seine zweite Woche gegangen. US-Präsident George W. Bush traf mit dem britischen Premierminister Tony Blair zu einem Kriegsgipfel zusammen und sagte, die Truppen der Allianz machten jeden Tag "neue Fortschritte". Rund 1000 Soldaten der 173. US-Luftlandebrigade sprangen in der Nacht auf ein Flugfeld bei Baschur ab, 50 Kilometer nordöstlich der Stadt Erbil. Abgesichert wurde ihr Einsatz von Luftangriffen. Die Soldaten richteten einen Stützpunkt ein, um den Nachschub von weiteren Soldaten und Material vorzubereiten. Auch Panzer sollen aus der Luft in den Norden gebracht werden, nachdem der Plan eines Einmarschs von 62 000 Mann Infanterietruppen aus der Türkei an der Ablehnung des türkischen Parlaments gescheitert war. US-Beobachter sprachen vom Aufbau einer Nordfront gegen die Truppen Saddam Husseins. Oberst Christopher Langdon, Chef des Bereichs Verteidigungsanalysen am International Institut for Strategic Studies in London, sagte allerdings dazu: "Es handelt sich nicht wirklich um eine Front. Es ist nur ein Teil der US-Soldaten angekommen. Wenn sie eine Rolle im Kampf um Bagdad spielen sollten, kommen sie zu spät, und die Art des Truppenaufmarsches wäre ungeeignet." Langdon fügte hinzu: "Zwischen Mossul und Kirkuk im Norden und Bagdad ergibt sich ziemlich genau dasselbe Problem wie im Südirak, wo man auf recht gut verteidigte städtische Gebiete sowie auf Einheiten der Republikanischen Garde gestoßen ist." Eine kleine Truppe dieser Art könne nicht sehr viel erreichen, meinte Langdon, es sei denn, man fliege massiv Panzer ein. "Doch das würde eine große Operation erfordern, wobei jedes Flugzeug nur einen oder zwei Panzer gleichzeitig transportieren könnte. Ich gehe nicht davon aus, dass sehr bald etwas passieren wird. Ich denke, man wird einen Monat oder länger brauchen." Bei Luftangriffen auf den Großraum Bagdad kamen derweil nach Berichten von Augenzeugen erneut mehrere Menschen ums Leben. Die irakische Regierung warf den Alliierten vor, wahllos zivile Ziele anzugreifen und dabei auch Streubomben einzusetzen. Seit Beginn des Krieges hätten in der Zivilbevölkerung landesweit 350 Menschen ihr Leben verloren, mehr als 3650 seien verletzt worden, sagte Gesundheitsminister Omid Medhat Mubarak in Bagdad. Das US-Oberkommando Mitte erklärte indessen, es gebe keinen Beweis, dass US-Raketen für den Tod von 14 Bewohnern eines nördlichen Stadtteils am Mittwoch verantwortlich seien. Die vordersten Einheiten der US-Truppen lieferten sich Gefechte mit irakischen Kräften außerhalb der Stadt Kerbela, 80 Kilometer südwestlich von Bagdad. Bei Kämpfen nahe der südirakischen Stadt Nassirijah wurden nach US-Angaben mehrere Marine-Infanteristen verletzt. US-Truppen nahmen den bei Nassirijah gelegenen Flughafen Tallil wieder in Betrieb, der zum wichtigen Stützpunkt für den Nachschub werden soll. Bei Basra, im äußersten Süden des Landes, zerstörten Flugzeuge und Artilleriestellungen der Alliierten 14 irakische Panzer, die über Nacht einen Ausbruchversuch aus der seit einer Woche belagerten Stadt unternahmen. Die Lage für die 1,3 Millionen Einwohner blieb weiter kritisch. Vor der Golf-Küste platzierte Minen verzögerten den Start von Hilfslieferungen auf dem Seeweg. Marinetaucher brachten nach britischen Angaben zwei Minen mit Hilfe von speziell ausgebildeten Delfinen zur Explosion. Bush und Blair zogen auf dem Landsitz des Präsidenten in Camp David bei Washington eine Bilanz des bisherigen Kriegsverlaufs. "Saddam Hussein und sein verhasstes Regime werden entmachtet", sagte Blair. Zu den Themen des Treffens gehörte auch das Zerwürfnis im Verhältnis zu Deutschland und Frankreich. Amerika und Europa müssten wieder als Partner zusammenarbeiten und sich nicht als Rivalen gegenüberstehen, sagte Blair.