Erste Attacken auf irakische Garde-Divisionen. Gerüchte um Aufstand gegen Saddam in Basra. Jetzt Häuserkampf?

Bagdad/Washington. Die amerikanischen und britischen Truppen marschieren weiter auf Bagdad zu und machen sich bereit für heftige Kämpfe mit den Republikanischen Garden Saddam Husseins. Gestern rollten die vordersten Panzerspitzen der 3. US-Panzerdivision bis dicht an die irakische Hauptstadt heran. Trotz eines der heftigsten Sandstürme der vergangenen Jahre stießen die Truppen von drei Richtungen auf Bagdad vor. Weiter umkämpft ist auch Basra im Süden des Landes. Dort richteten sich die Briten offenbar auf einen Häuserkampf ein. Erste Meldungen, wonach es unter der schiitischen Bevölkerung von Basra zu einem ersten Aufstand gegen Saddam Husseins Truppen gekommen sein soll, wurden gestern Abend vom britischen Oberkommando im Kuwait bestätigt. Der Irak dementierte die Berichte. Die Sandstürme minderten die Sicht für die Soldaten teilweise auf 25 bis 50 Meter. Die aus westlicher und südwestlicher Richtung anrückende 101. US-Luftlandedivision musste deswegen ihre Angriffe mit "Apache"-Kampfhubschraubern gegen Stellungen der Republikanischen Garden im äußeren Verteidigungskreis von Bagdad unterbrechen. Zuvor hatten die Hubschrauber mit panzerbrechenden "Hellfire"-Raketen Stellungen der "Medina"-Division der Garden im Süden der Stadt angegriffen. Die Vororte Bagdads wurden auch gestern wieder bombardiert. Das Internationale Rote Kreuz beziffert die Zahl der Opfer der Bombennacht mit acht Toten und 60 Verletzten. Auch die nordirakischen Städte Mossul und Kirkuk wurden erneut bombardiert. Schwere Kämpfe gab es zudem in der am Euphrat gelegenen Stadt Nassirijah. Etwa 4000 US-Marineinfanteristen durchquerten die Stadt. 500 Soldaten besetzten mit etwa 50 Panzern eine zwei Kilometer lange Strecke zwischen zwei Brücken über den Euphrat. Wegen des Sandsturms kamen Hunderte Panzer und Amphibienfahrzeuge in der Nähe der Stadt zum Stehen. US-Offiziere berichteten von mehr als 100 Toten, die an der Straße zwischen den zerstörten Fahrzeugen lägen. Entgegen ihrer ursprünglichen Strategie wollen die US-geführten Streitkräfte das Risiko verlustreicher Häuserkämpfe offenbar doch auf sich nehmen und in die seit Tagen umkämpfte Stadt Basra vordringen. "Basra ist jetzt militärisches Ziel", sagte der Sprecher der britischen Truppen. Die Offensive sei notwendig, um humanitäre Hilfe in die Stadt zu bringen, wo etwa 1000 irakische Soldaten erbitterten Widerstand leisten. Angeblich werden dort Wasser und Lebensmittel knapp. US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld sagte, der Krieg könne "noch Wochen" dauern. Über die Lage wollen der britische Premier Tony Blair und US-Präsident George W. Bush mit UNO-Generalsekretär Kofi Annan morgen in Camp David beraten. Schon heute wird der UNO-Sicherheitsrat zu einer öffentlichen Debatte über den Irak-Krieg zusammenkommen. Dem Streit um den Einsatz von Bundeswehrsoldaten in den Awacs-Aufklärungsflugzeugen der NATO über der Türkei machte gestern Abend das Bundesverfassungsgericht ein Ende. Es sei kein neues Bundestagsmandat notwendig. Die deutschen Soldaten müssen nicht aussteigen.