Amerikaner und Briten stoßen auf unerwartet starken Widerstand. Saddam: Sie sind in der Falle.

Bagdad. Der Krieg gegen das Regime von Saddam Hussein könnte doch länger dauern als erwartet. Amerikaner und Briten stimmten ihre Landsleute gestern darauf ein. Der britische Verteidigungsminister Geoff Hoon sagte, es laufe zwar alles nach Plan, warnte aber: Der Krieg werde "nicht in ein paar Tagen vorbei sein". Zuvor hatte US-Präsident George W. Bush gesagt, der alliierte Feldzug sei erst "in der Anfangsphase". Der irakische Diktator Saddam Hussein drohte in einer angeblich aktuellen Fernsehansprache den Amerikanern und Briten, ihre Truppen würden in der Wüste "in die Falle" laufen. Auch gestern, am fünften Tag des Krieges, trafen die alliierten Truppen auf unerwartet heftigen Widerstand. Sie lieferten sich bei ihrem Vormarsch auf Bagdad mit den Irakern heftige Gefechte bei Kerbela, einer Stadt etwa 80 Kilometer südlich der Hauptstadt. Der britische Premier Tony Blair sagte: "Das entscheidende Ziel ist, Bagdad so schnell wie möglich zu erreichen." Er erwarte, dass die alliierten Truppen in Kürze vor Bagdad auf die Medina-Division von Husseins Elite-Einheit der Republikanischen Garden stoßen. "Das wird ein entscheidender Moment sein", sagte Blair. Vorrückende Truppen wurden am Abend in neue schwere Kämpfe verwickelt. Ein BBC-Reporter, der die Verbände begleitet, berichtete, irakische Soldaten hätten Bagdad verlassen, um die Angreifer aufzuhalten. Am späten Abend bombardierten die Alliierten die Stellungen der Republikanischen Garden im Süden Bagdads. Gleichzeitig versuchten die irakischen Soldaten auch im Süden des Landes, in der umkämpften Hafenstadt Basra, den von den Alliierten besetzten Flughafen zurückzuerobern. Der arabische Fernsehsender Al Dschasira sprach ebenfalls von schweren Kämpfen. Der US-Oberkommandierende, General Tommy Franks, sprach hingegen von großen Fortschritten. Die Bodentruppen kämen schnell voran, Stellungen der Iraker seien bewusst umgangen worden. Saddam Hussein hatte die Iraker zuvor in seiner Fernsehrede zum Widerstand aufgefordert. "Ihr sollt ihnen so schwere Verluste beibringen wie nur irgend möglich", sagte der Diktator, der energischer wirkte als noch bei seinem TV-Auftritt nach den ersten Bombardements. Der Sieg sei nah. Beobachter glauben, dass es nun auch zu Guerilla-Aktionen kommen wird. Unterdessen berichtete das irakische Informationsministerium, irakische Bauern hätten mit ihren Gewehren zwei US-Kampfhubschrauber "Apache" abgeschossen. Sie wurden vor dem Helikopter im Fernsehen gezeigt. Das US-Zentralkommando bestätigte nur einen vermissten Hubschrauber, das Schicksal der beiden Piloten sei ungewiss. Festgesetzt haben sich die US-Truppen nach eigenen Angaben im kurdisch dominierten Nordirak. Die Türken haben ihre Drohung, dort einzumarschieren, bisher nicht wahrgemacht. Deutschland wird deshalb die Besatzungen der Awacs-Aufklärungs-flugzeuge vorerst nicht aus der Türkei abziehen. Unklarheit herrschte gestern über die Bedeutung einer Chemiefabrik, auf die die alliierten Truppen bei ihrem Vormarsch im Süden gestoßen waren. Als "voreilig" wies das Pentagon Berichte zurück, dass in der Fabrik verbotene Chemiewaffen hergestellt worden seien.