TV-Schlagabtausch: Schröder und Merkel beschwören Wähler. Kanzler und Kandidatin werfen sich Beleidigungen und Schüren von Ängsten vor.

Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) und Unions- Kanzlerkandidatin Angela Merkel (CDU) haben trotz des vermutlich äußerst knappen Wahlausgangs den Gedanken an eine große Koalition weit von sich gewiesen. In ihrem letzten direkten Aufeinandertreffen vor der Bundestagswahl setzten beide klar auf einen Sieg ihrer jeweiligen Wunschkoalitionen - Schröder mit den Grünen und Merkel mit der FDP.

Der Kanzler und auch Außenminister Joschka Fischer (Grüne) gaben trotz der entgegenstehenden Umfragezahlen eine Neuauflage der rot-grünen Koalition als Wahlziel an. Schröder verglich die Lage mit der vor der Bundestagswahl 2002, als vier Wochen vor der Wahl niemand mit der Bestätigung der Koalition gerechnet habe. Er sei "sehr optimistisch, daß wir die Nase vorn haben werden". Auch Fischer meinte, daß "die Dinge in Bewegung geraten sind".

Auf die Frage, ob Merkel auch eine große Koalition als Kanzlerin führen wolle, sagte die CDU-Vorsitzende: "Es wird keine große Koalition geben." Genauso wie CSU-Chef Edmund Stoiber trat die Kanzlerkandidatin für eine Koalition mit den Freien Demokraten ein. Der FDP-Vorsitzende Guido Westerwelle erteilte anderen Koalitionen als der mit der Union erneut eine deutliche Absage. Auf die Frage, wie sich die FDP verhalten werde, wenn es für Schwarz-Gelb nicht reiche, sagte Westerwelle: "Dann sind wir Opposition."

In einer Steigerung ihrer bisherigen Angriffe warf Merkel Schröder "unwürdige Polemik" und das unnötige Schüren von Ängsten vor. Deutschland habe ungeheure Chancen. "Dazu gehört, daß ich nicht Angst mache, sondern den Menschen einen Weg aufzeige", sagte sie mit Blick auf den Kanzler.

Schröder konterte dies mit dem Hinweis auf die von ihm angestoßenen Reformen. Wahlkämpfe könnten zwar "Zeiten zugespitzter Argumentation sein, aber nicht unbedingt beleidigend". Auch er hielt der Union - ähnlich wie in der Bundestagsdebatte in der vergangenen Woche - vor, mit falschen Zahlen zu operieren. Merkel sprach sich erneut für den parteilosen ehemaligen Verfassungsrichter Paul Kirchhof als Finanzminister aus, "wenn es die Wähler erlauben". Schröder attackierte Kirchhof erneut und warf ihm vor, sein Steuerkonzept sei sozial ungerecht.

Umfragen deuten allerdings darauf hin, daß eine große Koalition wahrscheinlicher geworden ist. Forsa ermittelte im Auftrag von "Stern" und RTL 48 Prozent für Schwarz-Gelb und 49 Prozent für Rot-Grün und Linkspartei. Die Hamburger Gesellschaft für Markt- und Sozialforschung (GMS) sieht Union und FDP noch einen Punkt in Führung.

Die CDU will nun mit einem verschärften Lager-Wahlkampf Stimmen für sich mobilisieren. Zentrale Themen sollen dabei Wirtschaft und Arbeit sein. CDU-Generalsekretär Volker Kauder sagte, insbesondere Wechselwählern solle klargemacht werden, daß nur die Union einen klaren Kurs garantiere. Wenn es nach dem 18. September rechnerisch möglich sei, werde es eine Koalition aus SPD, Linkspartei und Grünen geben. Auf das Wort von Bundeskanzler Schröder sei kein Verlaß.