Das TV-Duell zwischen Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) und seiner Herausforderin Angela Merkel (CDU) am 4. September hat sich nach Expertenmeinung "als eine entscheidende Veranstaltung im Wahlkampf, wahrscheinlich sogar als wahlentscheidende TV-Show erwiesen". Zu diesem Schluß kam der gestern veröffentlichte Bericht einer unabhängigen Kommission von Wissenschaftlern und Journalisten, der Bernd Gäbler (freier Publizist), Lutz Hachmeister (Direktor des Instituts für Medien- und Kommunikationspolitik), Claus Leggewie (Professor für Politikwissenschaft), Richard Meng ("Frankfurter Rundschau") und Elisabeth Niejahr ("Die Zeit") angehören.

Die Kommission hatte das Duell und seine Folgen eine Woche lang beobachtet und ausgewertet. Im Vorfeld des TV-Duells sei die Mehrheit der Politik-Experten davon ausgegangen, daß ein solches Duell, auch angesichts des weiten Abstands in den Umfragewerten zwischen Rot-Grün und Schwarz-Gelb, nur moderate Veränderungen im Wählerbewußtsein zeitigen könnte, erläuterten die Experten. Tatsächlich habe die Sendung aber einen deutlichen "turning point" im Wahlkampf dargestellt: Was vorher schon ausgemacht schien, der Sieg Angela Merkels, sei wieder in Frage gestellt worden. Vor allem die Koalitionsfrage sei wieder völlig offen.

Das TV-Duell habe sich in seiner zweiten Auflage auf Grund der hohen Einschaltquote und des fokussierten Vor- und Nachinteresses als zentrales Wahlkampfformat etabliert. Kritik übten die Fachleute an der Form, vor allem wegen der Konstellation mit vier Journalisten: "Die Moderation war, bedingt auch durch die Überbesetzung mit vier Journalisten, sprunghaft und mitunter verkrampft, da sich jeder Moderator in der kurzen Zeit, die ihm zur Verfügung stand, zu profilieren suchte."