Direkt neben ihm explodierte eine Granate. Armee stürmt zwei Luxushotels. Noch immer Dutzende Geiseln gefangen?

Bombay. Muslimische Terroristen haben mit einer verheerenden Serie von Anschlägen in der westindischen Millionenmetropole Bombay weltweit Entsetzen ausgelöst. In der Terrornacht starben nach offiziellen Angaben mindestens 125 Menschen, mehr als 300 wurden verletzt. Ein Münchner Medienunternehmer kam bei einem dramatischen Versuch, aus dem Luxushotel Taj Mahal zu fliehen, ums Leben, ein Hamburger Außenhandelskaufmann erlitt Verletzungen und überlebte das Blutbad nur knapp. Indiens Regierung beschuldigte "Nachbarstaaten", sie hätten den Angreifern eine Basis gegeben.

Dutzende Menschen befanden sich gestern an verschiedenen Orten noch als Geiseln in der Gewalt der Terroristen. Die indische Armee ging mit einem Großeinsatz gegen die Angreifer vor. Am Abend drangen Soldaten und Polizisten in die Luxushotels Taj Mahal und Oberoi Trident ein, in denen sich die Angreifer verschanzt hatten. Etliche Geiseln konnten befreit werden. In beiden Hotels wurden jedoch weiterhin Menschen vermutet, die sich entweder in ihren Zimmern versteckt hielten oder in der Gewalt der Angreifer waren. Nach indischen Armee-Angaben stammen die Attentäter aus Pakistan, Islamabad wies jedoch jegliche Vorwürfe zurück.

Der 26 Jahre alte Hamburger Benjamin M. befand sich zum Zeitpunkt der Anschläge im Leopold-Cafe in der Touristengegend von Bombay. Gegen 22 Uhr wurde ein Sprengsatz in das Restaurant geworfen und explodierte etwa zwei Meter neben seinem Stuhl unter dem Nachbartisch. Danach schossen die Terroristen mit Schnellfeuerwaffen wahllos in die Touristenmenge.

Benjamin M. stürzte auf den Boden: "In Sekundenschnelle brach Panik aus, und alle rannten ziellos auseinander." Blind vor Explosionsstaub robbte sich M. in Richtung Seitenausgang und flüchtete in eine Gasse. Erst nach der Flucht vom Unfallort bemerkte der Hamburger, dass er durch Granatsplitter Verletzungen erlitten hatte. Er wurde in einer Diplomatenwohnung untergebracht und konnte zunächst kein Krankenhaus aufsuchen, da auf den Straßen weiter geschossen wurde. Später erfuhr er: Sieben Menschen an den Nachbartischen im Cafe hatten den Anschlag nicht überlebt.

Die größtenteils schwarz gekleideten und vermummten Terroristen waren Mittwochabend mit Booten in die Stadt gekommen. Sie griffen mindestens zehn Ziele mit Schnellfeuergewehren und Handgranaten an, darunter neben dem Leopold-Cafe die beiden Luxushotels Taj Mahal und Trident Oberoi, den wichtigsten Bahnhof der Stadt, ein Kino und ein Krankenhaus. Geschockte Urlauber berichteten: "Überall lagen Tote."

Das Auswärtige Amt warnt Bundesbürger vor Reisen in die indische Metropole.