Bei einer Serie von Terroranschlägen in der indischen Millionenstadt Bombay sind mindestens 100 Menschen ums Leben gekommen. Rund 200 wurden nach...

Neu-Delhi. Bei einer Serie von Terroranschlägen in der indischen Millionenstadt Bombay sind mindestens 100 Menschen ums Leben gekommen. Rund 200 wurden nach Angaben der Behörden verletzt. Zu den Anschlägen bekannte sich nach Medienberichten die bislang wenig bekannte Gruppe Deccan Mujahideen. Die Polizei hatte die Lage auch am Donnerstagmorgen (Ortszeit) noch nicht unter Kontrolle. Nach Angaben des Senders CNN-IBN ist auch eine Tank-stelle in der Stadtmitte in die Luft gesprengt worden. In den beiden Luxushotels Taj Mahal und Trident hielten bewaffnete Angreifer Berichten zufolge ausländische Gäste als Geiseln fest.

Im Taj Mahal befand sich auch eine europäische Parlamentariergruppe, die an einer EU-Indien-Konferenz teilnehmen will - darunter die deutsche Europa-Abgeordnete Erika Mann (SPD) aus Niedersachsen, die unter anderem für den Landkreis Harburg zuständig ist.

Sie berichtete in einem Telefon-Gespräch mit dem ZDF-"Heute Journal" am Mittwochabend, sie sei mit hunderten Menschen "über viele Wege und viele Stationen" in einen Raum im Zentrum der Millionenstadt geflüchtet.

Die Zustände seien chaotisch, nur wenige Ältere könnten sitzen. Von außen - also von Botschaften und indischen Freunden - habe sie erfahren, dass Polizei und wahrscheinlich auch Militär vor dem Gebäude in Position gegangen sei. An ihrem Zufluchtsort selbst gebe es aber keinen Schutz.

Auch der britische Europaabgeordnete Sajjad Karim gehört zu den Augenzeugen der blutigen Terror-Anschläge. "Ich war in der Lobby des Hotels. Plötzlich wurde draußen überall geschossen", sagte er der Nachrichtenagentur AP am Telefon.

Dann sei ein Mann mit einem Maschinengewehr vor ihm aufgetaucht. "Er begann auf uns zu schießen. Ich drehte mich um und bin in die entgegengesetzte Richtung gerannt." Auch im Hotel Oberoi sei geschossen worden; Polizisten riegelten das Gebäude ab.

Schießereien wurden auch von einem Bahnhof, von mehreren Polizeiwachen und vom Leopold's Restaurant gemeldet, einem bei Touristen beliebten Wahrzeichen der Stadt. Dabei sollen Handgranaten gezündet worden sein. Polizisten schossen zurück und versuchten die Angreifer zu überwältigen.

Die Täter attackierten nach Medienberichten gezielt Touristen und Geschäftsleute aus Großbritannien und Amerika. Bombay, das in Indien offiziell Mumbai heißt, ist wiederholt Schauplatz von Terrorakten gewesen, für die meist islamische Extremisten verantwortlich gemacht wurden. Bei einer Serie von Bombenexplosionen im Juli 2007 waren 187 Menschen ums Leben gekommen .

"Das Generalkonsulat in Mumbai ist mit indischen Stellen in engem Kontakt und bemüht sich um Aufklärung, ob Deutsche unter den Betroffenen sind", sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin am späten Mittwochabend.

Aus der Hauptstadt Neu-Delhi wurde nach Angaben der indischen Regierung eine Spezialeinheit nach Bombay geflogen, die normalerweise bei Geiselnahmen eingesetzt wird. Der Fernsehsender NDTV meldete, auch die Armee sei inzwischen in die Operation eingeschaltet worden.