Fast zwei Tage nach den Terrorangriffen hat eine Eliteeinheit das umkämpfte Oberoi-Trident-Hotel unter ihre Kontrolle gebracht. Die beiden Terroristen, die sich in dem Hotel verschanzten seien getötet worden, so der Chef der indischen Eliteeinheit NSG, J.K. Dutt. Zuvor waren rund 100 Gäste in Sicherheit gebracht worden. Weiterhin entdeckte die Einheit bei der Erstürmung 24 Leichen.

Neu Delhi. Unter den Geretteten befanden sich auch zwei Mitarbeiterinnen des Auswärtigen Amtes(AA) sowie mehrere Lufthansa-Mitarbeiter. Indien machte "Elemente" im Nachbarland Pakistan für die Anschläge verantwortlich.

Am ebenfalls von Terroristen gestürmten Taj-Mahal-Hotel und am nahe gelegenen Nariman-Gebäude waren weiterhin Schüsse zu hören. Aus dem jüdischen Gemeindezentrum im Nariman-Gebäude, wo sich im Morgengrauen rund 100 Spezialkräfte aus Hubschraubern abgeseilt hatten, wurden nach Angaben der israelischen Generalkonsulin Orna Sagiv bislang keine jüdischen Geiseln befreit. Am Taj-Mahal-Hotel befinde man sich "im Endstadium der Operationen", sagte Generalmajor N. Thumbiraj. Es sei "eine Frage von Stunden". Die Sicherheitskräfte seien angewiesen, langsam vorzugehen, um Opfer zu vermeiden.

Die von der indischen Polizei befreiten deutschen AA-Mitarbeiter seien wohlauf und befänden sich in der Obhut des Generalkonsulats, sagte eine Sprecherin des Außenministeriums in Berlin. Sie hatten sich vor Beginn der Attentatswelle mit mindestens 125 Toten und mehr als 200 Verletzten im Oberoi-Trident-Hotel aufgehalten. Unklar ist, ob die Deutschen als Geiseln festgehalten worden waren, oder ob sie sich in Hotelzimmern verschanzt hatten. Im Oberoi-Trident wurden nach Angaben der indischen Polizei vom Freitag 24 Leichen geborgen. Auch mindestens ein Deutscher kam bei den Terrorangriffen ums Leben.

Bei den sieben Mitarbeitern der Lufthansa, die aus dem Hotel freikamen, handelt es sich nach Angaben der Fluggesellschaft um drei Deutsche, eine Österreicherin und drei Inder. Die Inder seien bei ihren Familien in Bombay. Die Europäer befänden sich in der Obhut der Lufthansa und würden medizinisch und psychologisch betreut. Es gehe ihnen den Umständen entsprechend gut. Sie sollten sobald wie möglich nach Deutschland geflogen werden. Laut Lufthansa sind damit alle Mitarbeiter des Unternehmens in Bombay in Sicherheit.

Auch fünf Italiener wurden aus dem Oberoi-Trident gerettet, darunter die Frau und die sechs Monate alte Tochter des Hotel- Chefkochs. Die Menschen, die während der Anschlagswelle als Geiseln gehalten wurden oder sich verschanzt hatten, hätten "extreme Entbehrungen erlebt und zwei Tage lang nichts gegessen", teilte der Krisenstab des italienischen Außenministeriums in Rom mit.

Nach der Terrorserie verschärften sich am Freitag die Spannungen zwischen den benachbarten Atommächten Indien und Pakistan. Ersten Informationen zufolge seien "Elemente in Pakistan" für die Anschläge verantwortlich, sagte der indische Außenminister Pranab Mukherjee nach Angaben der Nachrichtenagentur PTI. Zuvor hatte Pakistan die Regierung in Neu Delhi vor Schuldzuweisungen gewarnt. Die indische Regierung habe Islamabad aufgefordert, den Chef des berüchtigten pakistanischen Geheimdienstes ISI zum Austausch von Informationen und Beweisen nach Neu Delhi zu schicken, meldete der pakistanische Sender Dawn News.

Nach indischen Medienberichten richtet sich der Verdacht nach den Angriffen von Bombay auf die muslimische Terrorgruppe Lashkar-e-Toiba (Armee der Reinen). Nach Überzeugung der indischen Sicherheitskräfte operiert Lashkar-e-Toiba von Pakistan aus. Die Gruppe wurde bereits für zahlreiche Anschläge in Indien in den vergangenen Jahren verantwortlich gemacht. Die Nachrichtenagentur PTI meldete unter Berufung auf offizielle Quellen, drei Terroristen seien in der Nacht am Taj-Mahal-Hotel festgenommen worden, darunter auch ein Pakistaner.

Die Terroristen hatten am Mittwochabend zehn Ziele in Bombay mit Schnellfeuergewehren und Handgranaten angegriffen. Sie waren mit Schlauchbooten gekommen und hatten sich dann über die Stadt verteilt. Ein Polizeisprecher sagte am Freitagmorgen, die Zahl der Todesopfer läge weiterhin bei 125. Die Zahl der Verletzten bezifferte er mit 252. Ursprünglich war von mehr als 320 Verletzten die Rede gewesen