RESTAURANT: Vor zehn Jahren eröffnete das Prinz & König. In der Küche herrscht Deutschland, Schnickschnack aus Asien und Afrika hat keine Chance. Gäste gibt's von der Sekretärin bis zum Generalsekretär

Da trank ich in diesem Kneipenrestaurant am Gänsemarkt also mein zweites Glas Kölsch, für uns Hamburger ein Karnevalsbier, es wurde lustig im Prinz & König, aber das Verbrechen ist immer und überall: Zur selben Zeit bekam der Antiquitätenhändler um die Ecke ein paar Schläge auf den Kopf, am nächsten Tag stand's in der Zeitung. Der Japaner am Nebentisch fotografierte die Polizei und Feuerwehr, die draußen vorbeifuhren, und dann fotografierte er wieder seine Frau, sein Kind, die Möbel, die Gerichte und die Gäste - alles dabei, von der Sekretärin bis zum Generalsekretär.

Vor bald 20 Jahren eröffnete das Prinz & König, am Tresen klönen die Männer und zechen mit Niveau, meistens ein König-Pilsener, das ich leider nicht vertrage, weil ich finde, dass es ein Zwiebelaroma hat; vom Fass läuft zudem Weizenbier, ein halber Liter sackt mir wie immer so in den Magen, als hätte ich vier Scheiben Weißbrot gegessen, praktisch die Vorspeise. Die Damen am Zapfhahn und beim Servieren sind von einer Herzlichkeit, zu der das Duzen auch der Neulinge gehört, da fühle ich mich gleich ein wenig jünger. In der Küche herrscht Deutschland, hier gibt es keinen Schnickschnack aus Asien oder Afrika oder vom Mittelmeer. Das einzige Zugeständnis an den Süden bleiben Nudeln mit Gemüse, Thymian und Parmesan (6,50 Euro).

Eine Hauptrolle spielen selbstverständlich die Bratkartoffeln, die uns schmeckten, obwohl (oder weil?) sie etwas frittiert waren. Aber die Frikadelle dazu (8,60 Euro) hat uns sehr gelangweilt. Denn eine Frikadelle soll knuspern, beim Reinbeißen muss sofort die Erinnerung an Helmut Kohl aufsteigen oder wenigstens an Kurt Beck. Doch im Prinz & König ist es wegen ihrer Glätte eher eine Frikadelle-Westerwelle gewesen. Befriedigend indes: der Kartoffelsalat und die Krabben mit Rührei, das Roastbeef und die Matjes im Stil der Hausfrau und vor allem die Steaks und Garnelen vom heißen Stein (9,20-16,90 Euro) sind der Knüller hier.

An manchen Abenden unterhalten Musikanten das Publikum. Und der Wirt in diesem Bierlokal kümmert sich sogar um seine Weine, wir probierten und genossen den Gutedel und Riesling. Noch ziemlich lange werde ich daran denken, wie der Japaner zwei Hamburger Klassiker auszusprechen versuchte und sie dann, als sie auf dem Tisch kamen, voller Ehrfurcht betrachtete: Strammer Max und Rote Grütze sind für ihn wahrscheinlich Weltkulturerbe.

>> Prinz und König täglich ab 17.00, Poststraße 53 (U Gänsemarkt), T. 35 47 98