Alliierte setzen Angriffe an mehreren Fronten fort. Heftiger Widerstand im Süden Iraks. Blair: Bagdad soll „so schnell wie möglich“ erreicht werden

Washington/Bagdad. Mit Angriffen an mehreren Fronten haben die alliierten Streitkräfte ihren Vormarsch Richtung Bagdad fortgesetzt. In der Nacht zum Dienstag bombardierten die US-geführten Truppen das Zentrum und die südlichen Außenbezirke der irakischen Hauptstadt, wie AFP-Reporter berichteten. Luftangriffe wurden auch auf Mossul und Kirkuk im Norden geflogen, im Süden bei Basra und Nassirijah stießen die Alliierten auf heftigen Widerstand. Das irakische Staatsfernsehen zeigte zwei Männer in US-Uniform als Kriegsgefangene. US-Militärs erklärten, sie hätten einer Division der Republikanischen Garde des irakischen Staatschefs Saddam Hussein erhebliche Verluste zugefügt. Bagdad wurde die sechste Nacht in Folge bombardiert. Die Luftangriffe richteten sich nach wie vor "gegen entscheidende Stellungen des Regimes", sagte General Stanley McChrystal in Washington. Ziel sei es, die Republikanische Garde zu schwächen sowie die Gefahr durch irakische Raketenstellungen zu verringern. Der britische Premierminister Tony Blair sagte, das "Hauptziel" der alliierten Truppen bestehe darin, "so schnell wie möglich" Bagdad zu erreichen. Nach Angaben eines AFP-Korrespondenten befand sich die 3. Infanterie-Division am Montag rund hundert Kilometer südlich von Bagdad, zwischen den Städten Nadschaf und Kerbala. Im Norden bombardierten die Koalitionstruppen nach Angaben des katarischen TV-Senders El Dschasira in der Nacht erneut die Ölstadt Mossul. Nach kurdischen Angaben wurde auch die Stadt Kirkuk in den vergangenen 24 Stunden praktisch pausenlos von den alliierten Streitkräften angegriffen. Um die südlichen Städte Basra und Nassirijah wurde weiter heftig gekämpft. Etwa 5000 Soldaten der Koalitionstruppen gingen nach US-Angaben vor Nassirijah in Stellung und rückten mit Panzern und Kampfhubschraubern vor. Besonders heftig war der irakische Widerstand in Basra. Nach Angaben britischer Militärs gab es Angriffe irakischer Soldaten, die sich zuvor zum Schein ergaben. Auch hätten die Iraker Frauen und Kinder als Lockvögel eingesetzt, um den alliierten Soldaten Fallen zu stellen. Da die Wasserversorgung der zweitgrößten irakischen Stadt durch die US-Bombenangriffe zusammengebrochen ist, besteht dort höchste Gefahr für die Zivilbevölkerung. Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) warnte, etwa 100 000 Kinder könnten schwer erkranken. Beide Seiten setzten derweil die Kriegsführung über die Öffentlichkeit fort. Das irakische Staatsfernsehen zeigte zwei Männer, bei denen es sich um die Piloten eines bei Kerbela abgeschossenen US-Apache-Kampfhubschraubers handeln sollte. Sie trugen amerikanische Uniformen; ein Sprecher sagte, sie würden gemäß der Genfer Konvention behandelt. Als Belege wurden außerdem die Ausweise und Kreditkarten der beiden Gefangenen präsentiert. Das Pentagon bestätigte, dass ein Kampfhubschrauber verlorenging und zwei Soldaten vermisst wurden. General McChrystal erklärte, die US-geführten Streitkräfte hätten einer Division der Republikanischen Garde des irakischen Staatschefs Saddam Hussein erhebliche Verluste zugefügt. Bei den Angriffen am Sonntag sei die Medina-Division der irakischen Elitetruppe durch Apache-Kampfhubschrauber "bedeutend geschwächt" worden. Es war das erste Mal, dass Apache-Kampfhubschrauber die irakische Elitetruppe angriffen. In Washington wurde bestätigt, dass US-Präsident George W. Bush den Kongress um weitere rund 63 Milliarden Dollar (59,24 Milliarden Euro) zur Finanzierung des Irak-Kriegs bitten wird. Der demokratische Senator Robert Byrd sagte nach einem Treffen mit Bush, die 63 Milliarden Dollar seien allein für das US-Verteidigungsministerium vorgesehen. Zum laufenden Haushalt hinzu kämen demnach noch etwa acht Milliarden Dollar für den Wiederaufbau Iraks sowie zusätzliche vier Milliarden Dollar für die innere Sicherheit in den USA, also insgesamt 75 Milliarden Dollar.