Nassirijah, Basra, Nadschaf - immer neue Überraschungen für die alliierten Truppen.

Nach schweren Verlusten in den eigenen Reihen machen die US-Truppen erst einmal einen Bogen um die Stadt Nassirijah. Der hartnäckige Widerstand irakischer Soldaten hat die Militärplaner veranlasst, auf die Einnahme der Stadt zunächst zu verzichten. Nach den Kämpfen der vergangenen Tage machen die US-Marine-Infanteristen einen angespannten Eindruck. Ein Konvoi von Hunderten Panzern und Militärfahrzeugen verstopft die Straße und wartet darauf, eine Ponton-Brücke über den Euphrat zu überqueren. Soldaten liegen auf beiden Seiten des Konvois im Sand. Die Läufe der Gewehre zeigen in Richtung Wüste, der Finger ist am Abzug. Auch die Kanonen der Panzer sind schussbereit. Auf Besetzung von Nassirijah verzichtet Nach Angaben von US-Militärsprechern gab es jüngst zwei blutige Schlachten. Zuerst trafen die US-Truppen auf irakische Soldaten, die sich zu ergeben schienen. Stattdessen aber griffen sie plötzlich an. Damit habe ein "sehr erbitterter Kampf" begonnen, sagt der stellvertretende Kommandeur des US-Oberkommandos Mitte, Generalleutnant John Abizaid. Die Amerikaner geben ihre eigenen Verluste mit bis zu neun Toten und einer ungenannten Zahl von Verletzten an. Die zweite Schlacht begann damit, dass ein US-Versorgungskonvoi von sechs Fahrzeugen eine falsche Richtung einschlug und angegriffen wurde. Die Fahrzeuge wurden zerstört, etwa zwölf Soldaten wurden vermisst. US-Offiziere erklären nun, dass sie vorerst nicht weiter um die Einnahme von Nassirijah kämpfen würden. Damit schlagen die alliierten Truppen die gleiche Strategie ein wie schon in Basra, wo ebenfalls auf eine Besetzung der Stadt verzichtet wurde. Die Führung der US-Streitkräfte war bemüht, den Eindruck eines Rückschlags zu vermeiden. Iraker greifen mit Kleinlastern an Die vordersten Einheiten befinden sich in der Nähe von Kerbela, weniger als 100 Kilometer von Bagdad entfernt. Auf dem Weg dorthin beschießen Soldaten der 3. Infanteriedivision irakische Milizionäre. Etwa 100 von ihnen sollen getötet worden sein. Davor war es bei Nadschaf zu Gefechten gekommen. Kleinere Gruppen von irakischen Soldaten nähern sich den US-Stellungen in Kleinlastwagen oder auch zu Fuß. Sie werden mit Panzern und Artillerie zurückgetrieben. Als die irakischen Streitkräfte von Nadschaf aus Raketen auf die US-Truppen abfeuern, beginnen diese, auch die heilige Stadt der Schiiten zu beschießen. Am Rand von Nadschaf nähern sich 30 irakische Militärfahrzeuge den Stellungen der amerikanischen 2. Brigade. Deren Offiziere fordern Luftunterstützung an. Bald darauf werden die Iraker von B-52-Bombern und Erdkampfflugzeugen des Typs A-10 bombardiert. Das Kriegsgeschehen ist für die alliierten Truppen bisher kaum kalkulierbar. In weiten Teilen im Süden stießen sie auf keinerlei Widerstand. An anderen Orten aber ist dieser jedoch weit heftiger als offenbar erwartet.