Hamburg. "Geben Sie einem Iraker niemals die linke Hand, Sie würden ihm nicht den notwendigen Respekt erweisen. Sehen Sie Ihrem Gesprächspartner immer in die Augen, und sagen Sie nicht Nein, wenn Sie um einen Gefallen gebeten werden. Versprechen Sie, Ihr Möglichstes zu tun." Diese Ratschläge stammen nicht aus einem Reiseführer für den Irak, sondern aus einem kleinen Handbuch, das die Soldaten der amerikanischen 101. Luftlandedivision zur Zeit bei sich haben. "A Soldier's Guide to the Republic of Iraq", "Ein Soldaten-Führer für die Republik Irak" heißt die Fibel. Darin stehen allgemeine Tipps zur Hygiene, zu chemischen und biologischen Waffen, zur irakischen Küche und zur Geschichte des Landes. Vor allem aber weist das Buch den Soldaten an, wie er sich bei der Begegnung mit der Zivilbevölkerung zu verhalten hat - das eigentliche Reglement für den zivilisierten Krieger. Das Volk soll keine Waffengewalt verspüren, sondern Anstand und gutes Benehmen kennen lernen. Also soll sich ein bewaffneter Kämpfer in voller Montur wie ein Gentleman benehmen: "Starren Sie keine arabischen Frauen an, und verabreden Sie sich nie mit ihnen." Allerdings ist bei freundlichen Einladungen sofort zuzusagen: "Weisen Sie die Gastfreundschaft nicht zurück. Es gehört sich nicht, mehr als drei Tassen Tee zu trinken. Wenn zum dritten Mal nachgeschenkt wurde, geben Sie Ihre Tasse höflich zurück und weisen so darauf hin, dass Sie genug gehabt haben." Und auch der Umgangston soll nicht militärisch, sondern eher freundlich sein: "Brüllen Sie niemals Okay, machen Sie keine Gesten, die für andere missverständlich sein könnten. Diskutieren Sie nicht über religiöse Fragen, und versuchen Sie keinesfalls, den Iraker zum christlichen Glauben zu bekehren. Unterhalten Sie sich mit Ihrem Gesprächspartner niemals aus der Ferne." Bei den Angehörigen der 101. Luftlandedivision gehört ein Ratgeber-Buch zur traditionellen Grundausstattung. Als Soldaten dieses Kampfverbandes im Juni 1944 in der Normandie landeten, hatten sie ein Taschenlexikon Englisch-Französisch dabei, das Redewendungen und Verhaltensregeln verzeichnete. Die Sprachprobleme will man mittlerweile maschinell lösen. Es gibt Übersetzungsprogramme, die auch schon im Kosovo oder in Afghanistan angewendet wurden. Befehle und Fragen werden in den elektronischen "Interpret" (Übersetzer) gesprochen, die Maschine überträgt die Worte dann ins Arabische oder Kurdische.