Staatschefs fürchten um Rückhalt in der Bevölkerung

Kairo. Der Anblick Zehntausender Demonstranten in arabischen Hauptstädten ist nicht erst seit Beginn des Irak-Kriegs zum gewohnten Bild geworden. Gestern protestierten allein in der ägyptischen Hauptstadt Kairo wieder mindestens 12 000 Menschen in zwei Universitäten gegen den Waffengang. Nur wenige Kilometer entfernt rangen die Außenminister der arabischen Liga zum wiederholten Male um eine gemeinsame Position gegen das Eingreifen von Briten und Amerikanern in der Nahost-Region. Ein arabischer Politik-Experte sieht in der jüngsten Zusammenkunft der Außenminister vor allem den Versuch, die Sicherheit der eigenen Herrschaftsinstrumente zu wahren: "Während die Führer der arabischen Welt die schweren Konsequenzen des Kriegs gegen Irak besprechen, ist es doch die Stabilität ihrer eigenen Regierungen, an die sie denken und die sie durch einen solchen Krieg in Frage gestellt sehen." Die Staatenlenker der Region "beten jeden Abend für einen schnellen Sturz von Saddam Hussein, ehe die Wut in ihren eigenen Ländern außer Kontrolle gerät", ist sich der Experte sicher. "Das Einzige, was sie wollen, ist eine Schadensbegrenzung." Länder wie Kuwait, Katar, Bahrain, Saudi-Arabien und Oman beherbergen wichtige Kommandozentralen und Truppenkontingente der USA. Die große Mehrheit der Bevölkerungen in den Ländern steht den Stationierungen allerdings auch hier ablehnend bis gewalttätig gegenüber. "Selbst in Kuwait, das 1990 von Irak gekidnappt wurde, zeugen Anschläge gegen US-Truppen von einem anti-amerikanischen Grundgefühl", betont der Regierungsbeamte. Der jordanische König Abdallah II. versuchte bereits mit einem Aufruf an die Bevölkerung, deren Bewusstsein für die Stabilität des Königreichs zu schärfen. Auch er teile die Abneigung gegen einen Waffengang beim östlichen Nachbarn, ließ er seine Untertanen am vergangenen Freitag wissen. Nichtsdestotrotz sind nahe der irakischen Grenze mindestens 6000 US-Soldaten stationiert - nach offizieller Darstellung ausschließlich für Rettungsaktionen und zum Bedienen der dort aufgestellten Patriot-Flugabwehrraketen. Rund die Hälfte der Bevölkerung besteht allerdings aus Palästinensern, die den USA wegen ihrer pro-israelischen Haltung schon seit Jahrzehnten eine Doppelmoral vorwerfen.