Kommentar

Die Hilfsaktionen nach der Flut in Asien beginnen auf vollen Touren zu laufen. Spendensummen werden in nie gekanntem Ausmaß aufgebracht. Das Rote Kreuz organisiert eine Suchaktion, wie sie seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges nicht mehr notwendig war. Tausende Schicksale sind noch nicht geklärt. Noch ist es die Zeit großer Aktivitäten, eine Zeit des Bangens, aber auch des Hoffens. Zum Innehalten bleiben vorerst nur Minuten oder die Gottesdienste.

Bald aber, wenn der erste Schock vorüber ist, wenn die Hilfe in ein notwendiges Maß an Routine übergeht und einigermaßen Klarheit über die Zahl der Opfer besteht, ist es Zeit für einen nationalen Gedenkakt. Denn die Katastrophe im fernen Asien hat neben Zehntausenden Einheimischen so viele Deutsche mit in den Tod gerissen, daß die Flutwelle wahrscheinlich auch zum größten Desaster unserer Nachkriegsgeschichte geworden ist.

Unser Wohlstand und der Massentourismus haben es mit sich gebracht, daß der reiche sonnensuchende Europäer im Massengrab nun neben einem armen Fischer aus Thailand oder einem Hotelangestellten aus Sri Lanka liegt. Manches Schicksal wird unter Schlamm und Schutt für immer ungeklärt bleiben. Jedes Todesopfer hinterläßt trauernde Familienangehörige und Freunde. Und so mancher entkam dem Schicksal nur durch Glück, Zufall oder mit knapper Not.

Sie alle sollten uns einen Akt gemeinsamer Besinnung wert sein. Ein Gedenken, das über Partei-, Konfessions- und Wohlstandsgrenzen hinweg uns unserer Endlichkeit gemahnt.