New York. Kaum war die furchtbare Flutwelle über Südasien hereingebrochen, da klingelte bei Jan Egeland in New York das Telefon. Seitdem muß er mit sehr wenig Schlaf auskommen. Der 46 Jahre alte Uno-Untergeneralsekretär koordiniert die Einsätze Hunderter staatlicher und privater Organisationen bei der größten Hilfsaktion der Uno-Geschichte.

Zu den Stärken des drahtigen Norwegers gehört es, daß er selbst in chaotischen Lagen den Überblick behält. Das hat der in Oslo, Berkeley, Jerusalem und Genf ausgebildete Politologe und Journalist in vielen Jahren der Katastrophenhilfe gelernt. Verhandlungsgeschick bewies er schon 1992 bei den Friedensgesprächen zwischen Israel und den Palästinensern in Oslo. Seit Kofi Annan ihn 2003 als Uno-Nothilfekoordinator berief, pendelt der Vater zweier Töchter zwischen New York und den Katastrophengebieten der Welt.

Krisenherde haben für Egeland nichts Abstoßendes, eher scheint es so, als sei er dort in seinem Element. Den Uno-Beamten zeichnet eine glückliche Mischung aus hoher Effizienz und konziliantem, aber in der Sache festem Auftreten aus.

Egeland muß auch um Spenden bitten. In dieser Rolle sieht er sich als "das schlechte Gewissen der Welt". Dem Westen warf er vor, "immer geiziger" zu werden. In Washington dafür kritisiert, nahm ihn US-Außenminister Colin Powell in Schutz: "Jan muß auf die Nöte aufmerksam machen, das ist sein Job."