Touristikbüros: Die Region braucht Urlauber

Hamburg. Zeitungen und Fernsehen zeigen Bilder von Tod und Verwüstung, zugleich sieht man schon wieder Urlauber am Strand, die scheinbar unbeeindruckt von den Geschehnissen ihre Ferien verbringen. Wie paßt das zusammen?

"Bei den Zerstörungen in Thailand geht es nur um wenige Kilometer Küste", erklärt Frank Haussels vom thailändischen Fremdenverkehrsamt. "Es gibt überhaupt keinen Grund, jetzt von Reisen in den Golf von Thailand, nach Bangkok oder in den Norden abzuraten." Selbst Phuket, vom Reiseveranstalter Thomas Cook zum Beispiel bis Ende April aus dem Programm genommen, sei nicht so stark beschädigt, daß Urlaub hier unmöglich sei. "Die schrecklichen Bilder", so Haussels, "stammen fast alle aus Khao Lak - das liegt rund 50 Kilometer nördlich von Phuket." Der Touristikmanager hofft, daß für ausländische Gäste schnell Normalität eintritt und möglichst wenige Urlauber umbuchen. "Sonst würde die Region doppelt leiden." 200 000 Arbeitsplätze im thailändischen Tourismus gelten derzeit als bedroht.

Ähnlich argumentiert Channa Jayasinghe, Chef des Fremdenverkehrsamtes von Sri Lanka. "In unserem Land ist jedes zweite Strandhotel beschädigt worden, im Inland und nordwestlich von Colombo gibt es jedoch keine Zerstörungen." Man könne auch jetzt noch reisen - allerdings nicht zu den beliebten Küsten im Süden. Ein dauerhaftes Abflauen des Tourismus träfe Sri Lanka hart: "Jeder Reisende bringt 400 bis 600 Euro ins Land", sagt Jayasinghe, "dieses Geld ist wichtig."

Die deutschen Reiseveranstalter bemühen sich unterdessen, ihre eigenen Interessen mit denen der Zielgebiete und der Urlauber auf einen Nenner zu bekommen. Aktive Werbung für die Gebiete werde es aus Pietätsgründen nicht geben, so ein TUI-Sprecher, Informationen über die aktuelle Lage sollen vorerst nur über die Reisebüros und die Hotlines der Veranstalter vermittelt werden. Anke Dannler, Sprecherin von Dertour und Meier's Weltreisen: "Wir bringen vorerst keine Gäste in unzerstörte Anlagen in den Katastrophengebieten. Es geht nicht an, daß sich Urlauber dreimal am Tag duschen, während 100 Meter weiter das Trinkwasser knapp ist."