Trauertag: Bundesregierung plant Staatsakt oder nationales Gedenken für die Flutopfer.

Berlin/Banda Aceh. Je mehr die Hoffnung schwindet, in den Katastrophengebieten Asiens noch Überlebende zu finden, desto mehr rückt die Trauer ins Bewußtsein. Die Europäische Union (EU) will morgen um 12 Uhr mit drei Schweigeminuten der Opfer der Flutkatastrophe gedenken. Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) rief alle Deutschen auf, daran teilzunehmen. Alle deutschen TV-Sender werden in dieser Zeit ihr Programm unterbrechen und Bilder des Gedenkens aus europäischen Städten zeigen. Die Radiosender werden der Opfer mit Glockengeläut, Predigten oder angemessener Musik gedenken.

Die Bundesregierung erwägt eine zentrale Gedenkveranstaltung für die Opfer der Flut. Ob es einen Staatsakt oder eine nationale Gedenkfeier geben wird, sei noch offen, auch ein Termin stehe noch nicht fest, sagte Regierungssprecher Thomas Steg. Derzeit konzentrierten sich alle Bemühungen darauf, Opfer zu versorgen, Rückflüge zu organisieren oder Tote zu identifizieren. Die Parteichefs von SPD und CDU, Franz Müntefering und Angela Merkel, hatten sich zuvor schon für landesweite Trauerfeiern ausgesprochen. Auch eine Trauerfeier im Bundestag sei möglich, sagte Müntefering.

Die Idee von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) zur Bildung dauerhafter Partnerschaften mit den Katastrophenregionen in Asien stieß laut Bundesregierung auf breite Unterstützung in Deutschland. Etliche Kommunen seien zur Mitarbeit bereit, sagte Steg.

Nach Angaben von Uno-Koordinator Jan Egeland sind 1,8 Millionen Menschen in den Katastrophengebieten auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen. Meldungen über Cholerafälle wurden offiziell dementiert, aber auch andere Durchfallerkrankungen, ausgelöst durch verschmutztes Wasser, können vor allem Kindern und Alten tödlich gefährlich werden. Das Uno-Kinderhilfswerk schätzt, daß ein Drittel der bisher mehr als 145 000 Todesopfer Kinder sind.

Die Suche nach Überlebenden ist in vielen Regionen eingestellt worden. Die Behörden vor Ort räumten den Zehntausenden Vermißten kaum noch Überlebenschancen ein. Die Bundesregierung sprach nach wie vor von "deutlich über 1000 vermißten" Deutschen und wies Berichte über mehr als 3200 Verschollene zurück. Bisher wurden 60 deutsche Todesopfer identifiziert.

Vor allem das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) forderte, die Hilfsaktionen besser zu koordinieren. So gebe es etwa in einigen Gebieten von Sri Lanka einen Überfluß an Hilfsgütern, während andere Regionen unterversorgt seien.

Die Bundesregierung konzentriert ihre Hilfe auf die am stärksten betroffenen Länder Sri Lanka und Indonesien. Außenminister Joschka Fischer (Grüne) wird in Kürze in die Region reisen, aber nicht an der Hilfe-Konferenz von Uno, EU und internationaler Staatenwelt am Donnerstag in Jakarta teilnehmen.