Rückschlag für US-Präsident Barack Obama: Keine 24 Stunden nach seinem leidenschaftlichen Aufruf zur raschen Verabschiedung der Gesundheitsreform, wächst der Widerstand im eigenen Lager.

Washington. Der demokratische Mehrheitsführer im Senat, Harry Reid, kündigte an, der Senat werde nicht noch vor der Sommerpause im August über das Gesetz abstimmen.

Das hatte Obama verlangt. Durch die Weigerung droht Obamas Zeitplan durcheinanderzugeraten, das Gesetz bis spätestens Ende des Jahres unter Dach und Fach zu bringen.

Auch im Repräsentantenhaus formiert sich unter demokratischen Parteifreunden Obamas weiterer Widerstand vor allem gegen die enormen Kosten der Reform. Wie die "Washington Post" berichtete, gebe es im Repräsentantenhaus "einen Aufstand konservativer Demokraten". Diese Opposition habe die Arbeit am Gesetzentwurf "fast zum Stillstand gebracht".

Obama reagierte zunächst demonstrativ gelassen auf die Verzögerung. Dies bedeute nicht automatisch, dass der ganze Zeitplan nicht eingehalten werden könne. "Das ist ok, ich möchte lediglich, dass die Leute daran arbeiten." Sein Ziel sei es weiterhin, das Gesetz bis Ende des Jahres über die Bühne zu bringen. Zugleich kündigte das Weiße Haus weitere Gespräche zwischen Obama und Reids an.

Den vorliegenden Plänen nach kostet die Reform innerhalb der nächsten zehn Jahre rund eine Billion Dollar (700 Milliarden Euro). Auch die Pläne, diese Kosten durch eine "Reichensteuer" zu decken, stoßen auf immer größere Bedenken.

Der Umbau des Gesundheitssystems ist das wichtigste innenpolitische Reformwerk Obamas. Es war auch sein zentrales sozialpolitisches Wahlkampfthema. Hauptziel ist es, die Kosten des Gesundheitswesens von über zwei Billionen Dollar (1,4 Billionen Euro) im Jahr abzubauen. Außerdem geht es darum, alle Amerikaner zu versichern; derzeit haben rund 46 Millionen von rund 300 Millionen Amerikaner keine Krankenversicherung. Zugleich kündigte Obama an, mit milliardenschweren staatlichen Beihilfen das Schulsystem des Landes zu reformieren.