US-Präsident Barack Obama macht eine Woche Urlaub. Jetzt hagelt es Kritik, weil er es in Krisenzeiten im exklusive Martha’s Vineyards tut.

Washington. Die Gesundheitsreform stockt, die Wirtschaftskrise ist noch nicht überwunden und im Irak und Afghanistan nimmt die Gewalt wieder zu: Wer würde sich als verantwortlicher Politiker da nicht eine Pause wünschen und die Seele einmal baumeln lassen wollen? Von richtiger Erholung kann US-Präsident Barack Obama bei seinem Kurzurlaub nächste Woche jedoch nur träumen.

Seine Kritiker werfen Obama vor, sich zur Unzeit eine Auszeit zu gönnen. Auch das Reiseziel, das exklusive Martha’s Vineyards auf einer Insel im Bundesstaat Massachusetts, kommt nicht bei allen gut an. So fragt der Direktor des Instituts für politische und ausländische Beziehungen der Johns Hopkins Universität, Robert Guttman, warum Obama nicht in einer von der Wirtschaftskrise gebeutelten Region Urlaub macht. „Herr Präsident, warum besuchen Sie nicht Amerikas Herzland?“, schrieb Guttman im liberalen Internetdienst „Huffington Post“. Stattdessen fahre die Familie Obamas ins finanziell wieder stabilisierte und florierende Neu-England.

Das Präsidialamt hielt den Kritikern entgegen, dass Obama den einwöchigen Urlaub auf dem Bauernhof aus eigener Tasche bezahlt. Die Kosten werden auf mindestens 25.000 Dollar geschätzt. Obama wolle die Zeit nutzen, um sich mit seiner Frau Michelle und den beiden Töchtern zu erholen, sagte Präsidialamtssprecher Robert Gibbs. Die Gesundheitsdebatte werde der Präsident auch in den Ferien weiterverfolgen. Obama selbst bezweifelte, dass die Öffentlichkeit ihm den Urlaub missgönne, trotz der schlechten Konjunktur.

Normalerweise neiden die US-Bürger ihren Staatschefs den Urlaub nicht, den sie traditionell im eigenen Land verbringen. Nur zu lange Ferien und die Abwesenheit bei Naturkatastrophen sorgten bisher für Kritik. So wurde Obamas Vorgänger George W. Bush heftig dafür gerügt, sich nicht zeitig genug vor Ort über die Folgen des Hurrikans „Katrina“ informiert zu haben. Der frühere Präsidentenberater Stephen Hess warf zudem ein, dass ein Präsident auch im Urlaub immer Dienst und im Blickpunkt der Öffentlichkeit sei. In vielem glichen sie in ihren Ferien ganz normalen Amerikanern.