Lübeck. Ein Medikament gegen harmlose Erkältungskrankheiten könnte nach Angaben deutscher Forscher auch gegen SARS wirksam sein. In einem Artikel des Fachblatts "Science" erklärt Rolf Hilgenfeld von der Universität Lübeck, sein Team habe die Struktur eines Proteins weitgehend entschlüsselt, das der SARS-Erreger für die Infektion von Zellen benötige. Eine modifizierte Version des Erkältungsmedikaments AG7088, das sich in der Testphase befinde, könne möglicherweise die Ausbreitung der SARS-Infektion im Körper des Patienten verhindern, hieß es. Hilgenfeld erklärte, die Forscher hätten Ähnlichkeiten zwischen Coronaviren, zu denen auch der SARS-Erreger gehört, und Rhinoviren entdeckt, die Erkältungen auslösen. Da AG7088 gegen Rhinoviren wirke, könne eine modifizierte Version vermutlich gegen SARS eingesetzt werden. In Peking standen gestern nur noch 10 017 Menschen unter Quarantäne. In der vergangenen Woche waren es zeitweise 16 000. Allerdings verzeichnete China zehn weitere Todesopfer, weltweit stieg die Zahl auf 580. Der WHO-Spezialist Keiji Fukuda warnte, dass man jetzt noch nicht sagen könne, ob der Höhepunkt der Epidemie in Peking überschritten sei. Die Schutzmaßnahmen dürften nicht gelockert werden. In Toronto starb eine 67 Jahre alte Frau - sie ist das erste SARS-Todesopfer (insgesamt 24) in Kanada seit dem 30. April.