Peking. Die Angst vor der Lungenseuche SARS führt weltweit zu drastischen Maßnahmen. In Peking kommen alle Bürger mit SARS-Verdacht oder Kontakt zu Kranken in Quarantäne. Mit neu erlassenen Vollmachten riegelte die Polizei für zehn Tage ein großes Krankenhaus ab. Gefängniswärter dürfen einige Haftanstalten nicht mehr verlassen. Der Autokonzern Toyota will seine Angestellten aus Peking holen. In der 14-Millionen-Stadt stieg die Zahl der Erkrankten in nur einem Tag um 89 auf 774. Die Zahl der Todesopfer in ganz China stieg auf 110. Betroffen sind erstmals auch deutsche Touristen. Die Tageszeitung "Die Welt" berichtet, dass 24 Urlauber einer Reisegruppe Kontakt zu einem an SARS erkrankten Neuseeländer hatten. Sie wurden auf dem Weg zur "Großen Mauer" gestoppt und in einem Krankenhaus untersucht. Bei drei Reisenden sei ein "leichter Lungenbefund" diagnostiziert worden, hieß es. In Singapur müssen Bürger, die sich der Quarantäne widersetzen, hohe Geldbußen zahlen oder kommen in Haft. "Mit jedem Tag schwindet die Hoffnung, SARS doch noch in den Griff zu bekommen", sagte der deutsche Virologe Wolfgang Preiser. Er gehört dem Expertenteam der Weltgesundheitsorganisation (WHO) an. Es werde sich in Kürze entscheiden, ob das Virus noch ausgerottet werden könne oder "ob wir für immer mit einem neuen Krankheitsbild leben müssen". Die WHO registrierte weltweit bislang 4288 Fälle mit 251 Toten. In Deutschland gibt es sieben Fälle, die alle bei Fernreisenden auftraten. Sechs dieser Patienten sind geheilt.