SARS-Virus: 72 Jahre alter Patient in Nordrhein-Westfalen auf Intensivstation. Post stoppt Geschäftsreisen nach Asien.

Düsseldorf. Der erste Deutsche ist an der Lungenseuche SARS (Schweres akutes Atemwegssyndrom) erkrankt. Bei einem 72 Jahre alten Patienten aus dem nordrhein-westfälischen Hattingen hat das Hamburger Bernhard-Nocht-Institut jetzt das Coronavirus nachgewiesen, das als Erreger der Infektion gilt. Der Rentner war vor zwei Wochen von einer Gruppenreise nach Vietnam und Singapur zurückgekehrt. Wenige Tage später klagte er über hohes Fieber und starken Husten. Er wurde sofort in eine Lungenklinik in Hemer (Nordrhein-Westfalen) eingeliefert. Dort kümmern sich seither eine Ärztin sowie eine Schwester oder ein Pfleger rund um die Uhr um den Mann. Er liegt nach wie vor auf der Isolierstation. Zwar sei der Patient inzwischen fieber- und beschwerdefrei, sagte Lutz Freitag, Chefarzt der Lungenklinik Hemer. Der Mann solle sicherheitshalber noch eine weitere Woche dort bleiben, um eine Ansteckung anderer Menschen auszuschließen. Bisher gibt es in Deutschland nach Angaben des Berliner Robert-Koch-Instituts (RKI) noch vier weitere "wahrscheinliche" SARS-Fälle sowie zwölf Verdachtsfälle. Das Virus ist bei diesen Patienten noch nicht sicher bestimmt worden. Das Hamburger Bernhard-Nocht-Institut warnte jedoch vor Panikreaktionen. Verglichen etwa mit Influenza sei bei SARS keine seuchenartige Ausbreitung zu beobachten. Das Virus werde "durch Direktkontakt mit Erkrankten" und nicht "auf der Straße" übertragen. Weltweit sind bislang 62 Menschen an SARS gestorben - davon 15 in Hongkong, vier in Singapur und vier in Kanada. Mehr als 1800 Menschen sind mit der Krankheit infiziert. 15 Länder haben Erkrankte oder zumindest Verdachtsfälle gemeldet - gestern erstmals auch Australien und Spanien. In Hongkong, einer der am stärksten betroffenen Regionen, starb ein 83-jähriger Mann, zugleich wurden 75 neue Verdachtsfälle gemeldet - die meisten aus dem Wohnblock, der seit Montag unter Quarantäne steht. Sollte sich die Krankheit weiter ausbreiten, wollen die Behörden Quarantäne-Lager einrichten. Mittlerweile reagieren jetzt auch deutsche Firmen auf die hoch ansteckende Lungenentzündung. Die Deutsche Post untersagte als einer der ersten großen Konzerne ihren Mitarbeitern Geschäftsreisen nach China, Vietnam, Hongkong und Singapur. BMW hat seinen 40 Beschäftigten in Singapur das Tragen eines Atemschutzes empfohlen. Auch Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) zog die Konsequenzen: Bei seiner China-Reise stieg er auf einen eigens gebuchten Charterflieger um. Zuvor hatte Stoiber bereits den geplanten Besuch in Hongkong abgesagt.