Brüssel. Die Weltgesundheitsorganisation WHO fürchtet angesichts der unvermindert steigenden SARS-Fälle in China ein Übergreifen auf ländliche Gebiete. "Wir können den Höhepunkt in China noch nicht absehen", sagte Generaldirektorin Gro Harlem Brundtland. Angesichts der globalen Bedrohung durch derartige Seuchen forderte sie den sofortigen Aufbau eines EU-Amtes für Krankheitsbekämpfung und -kontrolle. Brundtland sprach am Rande eines EU-Krisentreffens zum Thema SARS. Nach Meinung der EU-Gesundheitsminister stellt SARS derzeit keine Bedrohung für Europa dar. Das sagte der deutsche Staatssekretär Klaus Theo Schröder gestern in Brüssel. Gleichzeitig warnte Schröder jedoch vor der Gefahr, "dass die Krankheit jederzeit nach Europa herüberschwappt". Schröder sprach sich gegen ein "Screening" von Menschen aus, die nach Europa einreisen. Er verwies auf die Gefahr falscher negativer Testergebnisse, weil zwischen Infektion und Ausbruch der Krankheit zehn oder auch mehr Tage vergehen würden. Erst mit Ausbruch der Krankheit bestehe ein Infektionsrisiko. Dies bestätige auch die WHO. Deutschland sei ferner gegen den Vorschlag der EU-Kommission, ein EU-Zentrum für ansteckende Krankheiten einzurichten. Das bestehende Informationssystem funktioniere gut. Griechenlands Gesundheitsminister Kostas Stefanis sagte als EU-Ratsvorsitzender dagegen, sein Land sei "klipp und klar" für die Einrichtung eines Zentrums für übertragbare Krankheiten. Die berühmte Universität von Kalifornien/USA in Berkeley schickte aus Furcht vor SARS rund 500 Studienanfängern aus China, Taiwan, Singapur und Hongkong Absagen. Weltweit registrierte die WHO 6583 SARS-Fälle und 461 Tote. Innerhalb eines Tages nahm die Zahl der Patienten in China um 138 auf 4409 zu (allein in Peking um 70 auf 1960). Das teilte das Gesundheitsministerium mit. Chinas Regierungschef Wen Jiabao bezeichnete die Lage als "ernst". Bevor die Epidemie unter Kontrolle gebracht werden könne, sei noch "eine große Menge harter Arbeit" zu tun.