Jungunternehmerin Christina Block (34) über ihre Mutter Christa Block (66):

Seit der Geburt meiner kleinen Tochter ist das Verhältnis zwischen meiner Mutter und mir noch enger als zuvor. Jetzt bin ich selbst Mutter, verstehe viele Dinge besser und ziehe Parallelen. Wegen Johanna musste ich beispielsweise im Job kürzer treten. Erst da ist mir klar geworden, was meine Mutter für Opfer gebracht hat. Diese Erkenntnis hat mich dankbarer gemacht, weil ich deutlicher erkenne, was sie geleistet hat. An meinem ersten Geburtstag als Mutter habe ich sie deshalb angerufen und mich dafür bedankt, was sie für mich getan hat. Denn das, was unsere Mütter geleistet haben, ist nicht selbstverständlich. So manches Mal hole ich mir jetzt auch Rat bei meiner Mutter. Da bin ich aber sicher nicht die erste junge Mutter.

Traditionen sind meiner Mutter sehr wichtig. Deshalb ist sie es auch, die die Familie zusammenhält, Rituale pflegt oder gar einführt. Das fängt bei einem gemeinsamen Mittagessen am Sonntag an. Wir kommen eigentlich regelmäßig zusammen. Immer bei meinen Eltern im Haus. Meine Mutter ist es dann, die das gemeinsame Gebet vor dem Essen spricht. Die sich um jeden kümmert.

Und dann gibt es die großen christlichen Feste. An Ostern werden Eier im Garten meiner Eltern verteilt, und die Kinder müssen suchen. Danach gibt es ein gemeinsames Essen. Unser Weihnachtsfest ist allerdings der Höhepunkt im Jahr. Keiner kann es so schön machen wie meine Mutter. Am Vormittag schickt sie uns weg, um alles vorbereiten zu können. Einige Stunden später ruft sie uns an und lässt die Glocke klingeln. Das ist das Zeichen, dass wir zurückkommen sollen. Zu Hause wird dann gemeinsam gesungen und die Weihnachtsgeschichte gelesen. Dazu gibt es Kaffee und Kuchen. Und abends nach der Bescherung ein wundervolles Essen. Mein Mann und ich kommen bis heute am Heiligen Abend zu meinen Eltern. Weil es so schön und harmonisch ist.

Aber es gibt auch die andere Seite meiner Mutter. Denn sie ist noch immer eine viel beschäftigte Frau. Sie hält meinem Vater den Rücken frei. Hilft anderen. Und arbeitet viel. Organisiert Kunstausstellungen als Galeristin im Grand Elysee. Deshalb sehe ich sie in der Woche relativ wenig. Ich hatte immer gedacht, dass die Zeit mehr werde mit dem Enkelkind, aber das stimmt nicht. Wir haben beide ein Leben voll Aktivitäten. Trotzdem versucht meine Mutter so oft wie möglich Johanna zu sehen. Und wir telefonieren viel.

Als beste Freundin würde ich meine Mutter allerdings nicht bezeichnen. Den Ausdruck finde ich falsch für dies verwandtschaftliche Verhältnis. Das passt schon vom Alter nicht. So mache ich persönliche Dinge seit meiner Kindheit mit mir selbst aus. Oder mit meinem Mann. Auch berufliche Dinge bespreche ich viel mit meinem Mann. Ich weiß aber, dass meine Mutter immer für mich da ist. Dass sie für mich in vielen Dingen eine wichtige Ratgeberin ist und dass sie, was die Familie betrifft, mein Vorbild ist. Denn sie hat es hinbekommen, dass meine zwei Brüder und ich heute das sind, was wir sind. Dass wir alle so eng zusammenhalten und die Traditionen pflegen. Sie ist der Dreh- und Angelpunkt unserer Familie.