Opernsänger Bernd Weikl (65), am 27.11. und 2.12. als "Falstaff" in der Staatsoper zu hören, über seine verstorbene Mutter Emilie Weikl:

Meine Mutter wurde noch während der Regentschaft von Kaiser Franz-Joseph 1913 in Wien geboren, wuchs aber in Ungarn auf. Ich kam in Sievering, einem westlichen Teil von Wien, zur Welt. Eine Zigeunerin hatte meine Geburt vorausgesagt und Mutter eine schwierige Beziehung zu ihrem Sohn prophezeit. Die frühen Kindheitserinnerungen sehen Mutter überaus fürsorglich in Zeiten großer wirtschaftlicher Not. Im Bayerischen Wald, von wo die väterliche Linie abstammt, gehen wir Pilze und Beeren sammeln, schwimmen in gestauten, eiskalten Gebirgsbächen. Lange Wanderungen zu den Bauernhöfen der väterlichen Verwandten. Da gibt es Bienenstöcke, Kühe, Ziegen, Enten, Tauben, Katzen, einen Hund, Wasser im Brunnen auf der Wiese vor dem Haus. Mutter sorgt sich um mich und lässt mich nicht aus den Augen. Wir ziehen um nach Mainz. Dort besuche ich Gymnasium und Universität. Die Mutter-Sohn-Beziehung wird schwieriger, je älter ich werde. Sie ist eine ausgezeichnete Köchin und verwöhnt ihre Familie mit Spezialitäten aus Ungarn und Österreich. Schon während meiner Kinderjahre erfülle ich ihre Wünsche durch öffentliche Auftritte. Meine Liebe zu ihr und meine leider gleichzeitig notwendige Distanz ist auch Teil meiner Autobiografie.