Sportmedizin: Egal, für welche Aktivität die Entscheidung fällt: Eine ärztliche Untersuchung hilft Anfängern dabei, das gesunde und individuelle Maß herauszufinden

Fußball oder Tennis, Joggen oder Schwimmen, Tischtennis oder Rudern - welche Sportart tut mir gut? "Darauf gibt es keine einfache Antwort. Es hängt davon ab, welche Erfahrungen bereits mit Sport gemacht wurden", sagt Professor Klaus-Michael Braumann. Der Sportmediziner leitet den Fachbereich Sportwissenschaften der Uni Hamburg. Wer beispielsweise mit 70 Jahren und zwei künstlichen Hüften Tennis spielen wolle, sollte das bereits früher getan haben. "Alle anderen sollten in diesem Alter besser nicht in diese Sportart einsteigen", so der Mediziner. Ihm ist wichtig, dass zunächst einmal mehr Bewegung in das Leben der Menschen kommt. Doch wie viel und welche?

"Im Institut für Sport- und Bewegungsmedizin und bei fachlich versierten Kollegen können sich die Einsteiger zunächst durchchecken lassen", rät der Uni-Profossor. Muskeln, Gelenke und Skelett werden auf Funktionstüchtigkeit überprüft, Pulsfrequenz und Blutdruck in Ruhe und unter Belastung bestimmt, das Herz mittels Ultraschall untersucht. Die Kosten für diesen ausführlichen Check betragen mindestens 140 Euro. Er schließt auch eine Messung bestimmter Blutwerte ein, die so genannte Laktatmessung. Diese gibt Aufschluss darüber, bei welcher Pulsfrequenz Herz und Kreislauf optimal trainiert werden, wann die Fettpolster schwinden.

"Für etwa 50 Prozent aller Menschen sind die allgemeinen Empfehlungen über Pulsfrequenzen unbrauchbar, denn der Stoffwechsel verläuft individuell doch sehr unterschiedlich", betont Prof. Braumann und ergänzt: Eine seiner Patientinnen sei täglich mit Puls 130 um die Alster gewalkt. Doch sie nahm nicht ab. Die Sportmediziner untersuchten sie und stellten fest: Diese Frau muss ihren Puls auf 155 Schläge beschleunigen, damit die Pfunde purzeln. Inzwischen sei der Trainingseffekt nicht zu übersehen. Außerdem gäbe es viele Menschen, die körperliche Belastungen gar nicht mehr kennen und sich daher unterfordern. Deshalb sei der Rat, sich langsam zu steigern, auch nur bedingt hilfreich. Wer die Sprache seines Körpers nicht kennt, kann auch nicht auf sie hören.

Wer sich hingegen von einem Mediziner, der die von der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention entwickelte Zusatzausbildung "Arzt im Fitness- und Gesundheitsstudio" absolviert hat, untersuchen lässt, erhält sinnvolle Hinweise für sein künftiges Training oder die zu wählende Sportart. "Die Untersuchungsergebnisse geben die Ärzte im Einverständnis mit dem Patienten an kooperierende Fitness-Studios weiter. Die Trainer dort entwickeln dann individuelle maßgeschneiderte Fitness-Programme", erläutert der Mediziner. Das Uni-Institut bietet zudem Fitness-Schnupperkurse an, damit Einsteiger ihre Scheu und Unsicherheit vor den Maschinen verlieren. Nach etwa zehn Trainingseinheiten finden sich fast alle in anderen Studios zurecht.

"Die meisten Menschen müssen Ausdauer und Kraft trainieren. Wer einen bestimmten Sport betreibt, sollte daher prüfen, ob dieser beides ermöglicht. Nehmen Sie Nordic Walking. Es verbessert vor allem die Ausdauer, trainiert Kraft und schult sogar noch Beweglichkeit und Koordination, also vier von fünf motorischen Beanspruchungsformen", sagt Professor Braumann.

Doch was ist, wenn man keine Stöcke mag, schnelles Gehen als lästig empfindet? Dann sollte man diese Sportart nicht wählen. Schließlich geht es um mehr als nur effizientes Training. Es geht auch darum, sich wohl zu fühlen, nur dann bleibt man ein Leben lang in Bewegung.

Informationen im Internet :

www.sportmedizin-hamburg.com/