Aus einer Spende wird oft eine ernsthafte und andauernde Zusammenarbeit.

Albrecht Kasper, 43, hat ein besonders verantwortliches Verhältnis zum Geld. Für den seit März 2006 amtierenden Geschäftsführer der Albertinen-Stiftung sind Spenden an die Stiftung "Ausdruck von Interesse und Engagement", sprich persönliche Zuwendungen im materiellen Sinn. Hieraus erklärt sich für ihn auch, warum auf den persönlichen Dank für eine Spende oft eine ernsthafte Zusammenarbeit folgt, die auch zu weiteren Spenden führt. "Wer nur hinter dem Geld der Spender her ist, hat eigentlich nichts verstanden", sagt Kasper. Das gilt bei ihm auch für die Suche nach neuen Spendern. "Ich überlege mir genau, welchen Kreis von Menschen wir ansprechen und wer den Kontakt herstellen kann. Ein Projekt muss zu den Spendern, ihren Interessen und ihrer eigenen Geschichte passen. Und oft kann nur ein anderer Spender oder ein ehrenamtlicher Mitarbeiter der Stiftung den Kontakt herstellen. Die meisten Menschen möchten mehr geben als ihr Geld. Doch das tun sie nur, wenn Sie erleben, dass Ihr Engagement geschätzt wird."

Kaspers Erfolg als Fundraiser hat mehrere Gründe. Zum einen überzeugt der gebürtige Franke durch sein verbindliches, seriöses Auftreten. Zum anderen hat der diplomierte Volkswirt und engagierte Theologe auch das nötige Fachwissen. Vier Jahre in einer Berliner Werbeagentur - "hier habe ich Kommunikationskampagnen und Werbung für kommerzielle und karitative Projekte entwickelt" - schufen dafür die Basis. Im Sommer 2005 schloss Kasper seine Ausbildung zum professionellen "Geldsammler" ab: An der renommierten New York University (NYU) besuchte er das vierwöchige Seminar "Summer-Intensive on Fundraising".

Dass der 125 Stunden umfassende Kursus "eine Herausforderung an Selbstdisziplin und Teamfähigkeit" war, lässt der Blick auf den Stundenplan erahnen. Teilnehmer mussten Fundraising-Konzepte präsentieren, Förderanträge verfassen und lernten eine "Spendenpyramide" aufzubauen, sprich: den Bedarf der verschiedenen Gruppen zu decken - das heißt die wenigen Großspender, die mittelgroßen und die vielen kleinen Spender optimal zu kombinieren. "Wenn ich zwei Millionen Euro brauche, sollte ich zwei Großspender kennen, die 20 Prozent der Summe spenden, sonst erreiche ich das Ziel nicht. Aber auch die Bitte um kleine Spenden muss sorgfältig formuliert werden, damit sie gehört wird", sagt Kasper

Die wichtigsten Erkenntnisse aus dem NYU-Kurs betreffen die zwischenmenschliche Ebene, sprich den Umgang mit den Spendern und solchen, die es werden könnten. Dazu gehört die Erkenntnis, dass die Moralkeule, die manche gut gemeinte Kampagne über potenzielle Spender äußert, ins Leere geht. "Niemand hat ein Recht auf finanzielle Unterstützung, nur weil er ein hehres Ziel verfolgt. Wir müssen uns das Interesse eines Spenders schon verdienen", so Kasper. Dazu gehöre auch der Respekt gegenüber Menschen, die "ihr Geld, ihre Kontakte oder ihre Zeit in ein Projekt stecken sollen, von dem sie selbst nicht profitieren. Die wollen zu Recht wissen, ob wir das Ziel, dem wir folgen, auch erreichen können".

Ein hierzulande häufig vernachlässigter Aspekt des Fundraising ist es, Kontakte zu pflegen und sorgfältig zu dokumentieren. "Wenn ich die Organisation verlasse oder einen neuen Kollegen gewinne, müssen andere meine Arbeit nahtlos fortsetzen können, so Kasper. Auch das hat er in Amerika gelernt: Selbst wenn ein Fundraiser eine Spende erfolgreich eingeworben hat, so besteht die Verbindung doch zwischen dem Spender und dem Projekt. "Ich als Fundraiser spiele dabei nur eine vermittelnde und untergeordnete Rolle. Diese Selbstlosigkeit muss man lernen. Das fiel mir - das gebe ich gerne zu - anfangs nicht leicht".

Die professionelle Ausbildung wird auch an der Frankfurter Fundraising-Akademie oder an der Universität Freiburg/Schweiz angeboten. Und Kasper sieht sich auch in Hamburg in guter Gesellschaft: "Ich habe schon in meinem ersten Jahr sehr gute Kollegen in Hamburger Stiftungen und Vereinen kennengelernt, mit denen ich gerne zusammenarbeite."