Kenntnisse über Werkstoffe, aber auch in Anatomie sind Voraussetzung.

Die Liebe zum Beruf hat Benjamin Möller (23) während seiner Zivildienstzeit in einer Behindertenwerkstatt entdeckt. "Dort sah ich immer zu, wie Orthopädie-Techniker Hilfsmittel für Rollstuhlfahrer anbrachten", erzählt er. Nun lernt Benjamin Möller selbst Orthopädie-Technik und hat sich im dritten Lehrjahr in der Firma Orthopädische Werkstätten Werber auf die Herstellung von Prothesen spezialisiert. "Abgesehen von dem interessanten Handwerk sind mir die Rückmeldungen der Patienten am wichtigsten. Dann habe ich das Gefühl, ihnen wirklich geholfen zu haben", sagt er.

Wie vielseitig der Beruf ist, wird schon daran deutlich, mit welch unterschiedlichen Werkstoffen ein Orthopädie-Techniker hantiert. Kenntnisse über Lederarten sind notwendig, über Metalle wie Aluminium oder Stahl, über Messingarten, Faserverbundstoffe wie Kohlefaser oder Polyester, über Chemikalien, Holz, Silikonkomponenten, Kunststoffe und Gips. Geschäftsführer Marcus Werber sagt: "Orthopädie-Techniker müssen sich in der Anatomie und Pathologie auskennen." Krankheitsbilder im gesamten Bewegungsapparat müssen erkannt werden. Von der Orthopädie-Technik profitieren bundesweit 6,7 Millionen Betroffene.

Die medizinischen Kenntnisse stellen in der Ausbildung die größte Hürde dar, hat Christian Rocke, Studienrat an der Gewerbeschule G 15, Abteilung für Orthopädie-Technik, festgestellt. "Sämtliche Muskelgruppen des Menschen müssen auswendig gelernt werden", sagt er.

Orthopädie-Technik ist ein Beruf mit Anspruch, der handwerkliches Geschick verlangt. Jedes Hilfsmittel - Bandagen, Einlagen oder Prothesen - ist eine Maßarbeit. "Es sind teilweise bildhauerische Fähigkeiten erforderlich", sagt Werber. Denn die möglichst natürliche Form einer Prothese muss in freier Handarbeit geschliffen werden.

Benjamin Möller gehört zu den wenigen Auszubildenden mit Hauptschulabschluss: "Ich hatte einfach Glück", sagt er. Marcus Werber sieht das anders: "Man benötigt großes Einfühlungsvermögen, und das bringt Benjamin mit. Die Menschen, mit denen wir zu tun haben, tragen ja oft ein schwieriges Schicksal. Bei ihnen muss man aufbauen und motivieren." Benjamin Möller jedenfalls kann sich vorstellen, irgendwann den Meister zu machen.