Azubis: Lehrherren erwarten Disziplin, Pünktlichkeit und gute Manieren.

"Wenn meine Mitarbeiter nicht um vier Uhr morgens auf der Matte stehen, klingelt bei ihnen eine Minute später das Telefon." Jan-Henning Körner, Obermeister der Bäcker-Innung, lässt sich nicht auf lange Diskussionen ein, wenn seine Auszubildenden meinen, sie könnten die Zügel schleifen lassen. "Die Einstellung muss stimmen, sonst hat es keinen Sinn." Pünktlichkeit gehöre zum Bäckerhandwerk.

Sie zählt zu den Schlüsselqualifikationen, auf die Ausbildungsbetriebe großen Wert legen. Gute Noten allein reichen nicht, um einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Wer flegelhaft auftritt, erkennbar nicht in ein Team zu integrieren ist oder nicht selbstständig arbeiten kann, hat schlechte Karten bei der Suche nach einer Lehrstelle. Die Bildungsbehörde und die Lehrer hätten das Problem erkannt, sagt Landesschulrat Peter Daschner, Beauftragter für Lehrerbildung: "Was man früher als Sekundärtugenden abgetan hat, wird inzwischen gezielt vermittelt." An einigen Schulen würden sich die Schüler in so genannten Klassenverträgen zu bestimmten Verhaltensweisen verpflichten. Auch habe man an Hauptschulen gute Erfahrungen mit dem Praxislerntag gemacht. "Die Schüler arbeiten an einem Tag in der Woche in einem Betrieb. Und auf einmal sind sie pünktlich", erzählt Daschner. Große Unternehmen und der öffentliche Dienst haben eigene Methoden um zu prüfen, ob die Bewerber ihren Ansprüchen genügen. Dazu Angelika Grubert, die stellvertretende Leiterin des Personalamtes des Hamburger Senats: "Wir erwarten, dass sie kooperativ sind und ihre Kollegen wertschätzen. Sie müssen initiativ und aktiv sein." Eine wichtige Prüfungsmethode ist die Gruppendiskussion. Matthias Saecker, Ausbildungsleiter bei der Haspa, sagt: "Wir beobachten dabei, wie die jungen Menschen ihre Meinung vertreten, aber auch andere Argumente aufgreifen." Andere Unternehmen lassen die Bewerber gemeinsame Aufgaben lösen.

Solche Bewerbungsverfahren sind für einen kleinen Handwerksbetrieb zu aufwendig. Hier entscheidet der persönliche Eindruck, den ein Bewerber hinterlässt. Dazu Innungs-Meister Körner: "Bevor ich einen Ausbildungsvertrag unterschreibe, müssen die jungen Leute ein einwöchiges Praktikum in meiner Bäckerei absolvieren." Die Zeiten, in denen er Azubi ohne Praktikum eingestellt hat, seien vorbei. "Im Bäckerhandwerk bilden wir viele Hauptschüler aus. Es ist unglaublich, mit welchen Defiziten sie sich zum Teil bewerben - sowohl in den schulischen Leistungen als auch im Auftreten."

Das gelte nicht nur für Jungen, sondern auch für viele Mädchen. "Wir brauchen ein halbes Jahr, um alle auf den gleichen Stand zu bringen." Das sei aber kein Problem, solange man konsequent vorgehe: "Wenn jemand die Berufsschule schwänzt, informiert die Schule sofort die Innung, die dann umgehend die Betriebe benachrichtigt. Ohne einen gewissen Druck geht es nicht."