Den Bürger interessiert der Personalverschleiß der politischen Klasse nur am Rande. Was soll's, werden viele mehr seufzen als fragen, wenn nun...

Den Bürger interessiert der Personalverschleiß der politischen Klasse nur am Rande. Was soll's, werden viele mehr seufzen als fragen, wenn nun wieder ein Herr Müntefering aus dem Sauerland statt eines Herrn Beck aus dem Pfälzischen in einer Partei das Sagen hat, die 146 Kerzen auf ihrer letzten Geburtstagstorte ausgepustet hat. Die Ränkespiele der Berliner Republik und die Volkspartei als sterbende Spezies erschließen sich für Otto und Ottilie Normalo im engeren Lebensumfeld nicht. Denn da wird sich in den kommenden zwölf Monaten bis zur Bundestagswahl wenig regen. Oder hat der Bürger einen Nutzen oder Schaden davon, dass ein Außenminister seine Kabinettschefin herausfordert, ein augenscheinlich ehrenhafter Oldie die Parteiführung kapert?

Drei Jahre Große Koalition haben gezeigt, dass dicke Bretter gebohrt werden. Bisweilen war das Politik gegen das Wahlvolk, aber für die Zukunft. Und bisweilen knickte Schwarz-Rot vor Partikularinteressen ein. Im Portemonnaie spüren werden viele, dass es keine effektive Steuersenkung mehr geben wird. Auch wenn die gekürzte Pendlerpauschale sich bald als verfassungswidrig entpuppen sollte: Union und SPD werden einen Weg finden, dem Steuerzahler keinen alten Vorteil zu gewähren.

Eventuell sinken noch einmal die Abgaben zur Arbeitslosenversicherung. Doch das wird aufgefressen von den steigenden Kassenbeiträgen durch die kopflose Gesundheitspolitik. Die haben beide Partner zu verantworten. Motto: Augen zu und durch.

Das Comeback der Schröderlinge in der SPD bedeutet für 75 Prozent der deutschen Wähler erst einmal gar nichts. So nüchtern-diszipliniert am Kabinettstisch die Zeit bis zur Bundestagswahl angegangen werden dürfte, so pragmatisch wird es nach September 2009 weitergehen - am Ende womöglich in derselben Koalition.