Reinhold Messner eröffnet in seiner Heimat Südtirol bereits sein viertes Bergmuseum.

Nein, einer Mutprobe bedarf es nicht. Dennoch wird vielen Besuchern ein leichter Schauer über den Rücken laufen, wenn sie über den schmalen Steg das neue Museum des Bergsteigers Reinhold Messner betreten: Unter ihnen dehnt sich eine metertiefe Gletscherspalte, weiß-blau und täuschend echt schimmert das Eis - künstlich beleuchtet und durch Kühlaggregate auf Permanentfrost gehalten, selbst wenn der meterhohe Schnee auf den Suldener Almen wieder geschmolzen sein sollte.

Das eisige Entree, vom Lichtkünstler Christian Bartenbach erdacht, ist nur eine der vielen Überraschungen, mit denen Reinhold Messner zur Eröffnung seines neuen Museums (inzwischen sein viertes!) aufwartet. Ein dreifaches großes M, als Signum zu einer steilen Gipfelkette stilisiert, steht dafür, was Messner nach dem Ende seiner Gipfelkarriere als neue Lebensaufgabe betrachtet: die Schaffung eines musealen Netzwerkes, das sich quer durch die Bergwelt seiner Südtiroler Heimat erstrecken soll - die Messner Mountain Museen.

Auf Schloß Juval im Vinschgau, gleichzeitig auch sommerlicher Wohnsitz des Bergsteigers und seiner Familie, präsentiert Messner seine Erfahrungen zum Mythos Berg sowie die Sammlung seiner zahlreichen Expeditionen nach Tibet und Nepal: Masken, Kult- und Gebrauchsgegenstände der Bergvölker im Himalaya. Auf dem Mont Rite (2183 Meter) unweit von Cortina widmet er sich dem Thema Eis und Fels sowie den Erstbesteigungen der Dolomiten. Im Vinschgauer Sulden schließlich, mit knapp 2000 Metern der höchste Wintersportort Südtirols, hat Messner das kleinste Museum der Welt geschaffen. Auf nur zwölf Quadratmetern Ausstellungsfläche im sogenannten "Flohhäusl", einer einstigen Bergsteigerhütte, zeigt er, was für ihn die Reliquien seiner Bergsteiger-Passion sind: Gipfelsteine vom heiligen Berg Kailash, Eispickel, Meißel und Rucksäcke seiner bewunderten Kollegen und Vorgänger, den "Helden der Berge".

Nur ein paar Schritte sind es vom "Flohhäusl" zum Gasthaus "Yak und Yeti", einem 400 Jahre alten Tiroler Bauernhof, der sich seit einigen Jahren ebenfalls im Besitz des Bergsteigers befindet. Yaks, die zotteligen Hochlandrinder aus dem Himalaya, scharren neben dem Eingang im Schnee, tibetische Gebetsfahnen wehen am Tor. Wenige Meter weiter dann der Eingang zum neuen Museum "MMM Ortles". Gleich hinter der künstlichen Gletscherspalte taucht der Besucher in eine unterirdische Welt, in der nur schmale Sehschlitze den Blick ans Tageslicht ermöglichen - Imagination der kalten, leblosen Welt unter dem Eis.

Der Architekt Arnold Gapp hat den Rahmen für Messners Kunstsammlung geschaffen - Bilder und Gemälde, die von Eis und Schnee erzählen, von den Expeditionen zum Nord- und Südpol und dramatischen Situationen des Gipfelsturms zwischen Alpen und Anden. Im Mittelpunkt aber steht Messners Hausberg, der Ortler, mit 3907 Metern höchster Berg Südtirols. Nicht nur, daß Messner an diesem Gipfel als Kind seine Leidenschaft für die Bergwelt entdeckte; es ist auch genau 200 Jahre her, daß "König Ortler" zum ersten Mal bezwungen wurde.

In mehr als 20 Jahren hat Messner seine Kunstsammlung zusammengetragen. Schließlich hatte für ihn das Bergsteigen schon immer etwas mit Kunst zu tun: "Wenn ich eine Wand hinauf will", sagt er, "dann sehe ich sie auch wie eine Art Kunstwerk vor mir - wie eine Zeichnung mit Formen und Linien, nach denen ich meine Route im Berg festlege."

Weitere Infos: www.ortlergebiet.it; www.Reinhold-Messner.de